Schimanski-Song im Reggae-Rhythmus

Gerolstein · Seinem Publikum in Gerolstein hatte Klaus Lage "21 Lieder" versprochen. Am Ende wurden es deutlich mehr. Das lag nicht nur an der von Beginn an spürbaren Sympathie des Publikums. Lage, der seine Hits vor allem in den 80ern hatte, hat es immer noch vedammt gut drauf.

 Ein Mann, eine Gitarre, viele Hits und Lebenserfahrung: Klaus Lage beim Konzert im Gerolsteiner Lokschuppen. TV-Foto: Rolf Lorig

Ein Mann, eine Gitarre, viele Hits und Lebenserfahrung: Klaus Lage beim Konzert im Gerolsteiner Lokschuppen. TV-Foto: Rolf Lorig

Gerolstein. Mit dem Schienenbus zum Konzert, das hat man nicht alle Tage. Weil die Parkplätze am alten Lokschuppen dünn gesät sind, machen die Organisatoren bei Konzerten aus der Not eine Tugend und bitten die autofahrenden Gäste, ihren Wagen am Gerolsteiner Bahnhof abzustellen. Von dort aus geht es mit einem alten Schienenbus in den Lokschuppen, den Klaus Lage vor acht Jahren miteröffnet hat.
Perfekte Umgebung


Es ist schon eine ganz besondere, ebenso stimmungsvolle wie nostalgische Atmosphäre, die die Gäste dort erwartet. Im Rücken gewaltige alte Dieselloks, vorne die große Bühne, in der Luft noch ein Hauch von Ruß. Genau die richtige Umgebung für den Mann mit der Reibeisenstimme, der an diesem Abend alleine auf der Bühne steht. Wenn man mal von den drei Gitarren und einer Ukulele absieht, von denen er bei jedem Stück eine andere zu seiner Begleitung wählt.
Ein Mann und knapp 300 Besucher - reicht das für einen gelungenen Abend? Es reicht. Denn Klaus Lage macht den Lokschuppen zu seinem Wohnzimmer und die Konzertbesucher zu seinen Gästen. Dass er ständig unterwegs ist, erzählt er in seinem ersten Lied, um dann den Menschen Klaus Lage und dessen Entwicklung in der Folge sowohl musikalisch ("So ist mein Leben") wie auch in lockeren Erzählungen näher vorzustellen. Dass längst nicht alles gerade gelaufen sei, dass ihm aber auch nichts peinlich sei. Ausnahme: "Meine erste Single: Alle ham\'s geschafft außer mir." Doch das sagt er mit einem derart verschmitzten Grinsen, dass ihm das niemand abnimmt.
Wohl aber, dass er alle Seiten des Lebens kennengelernt hat. Wenn der schwergewichtige Musiker von seinem eintönigen Jugendleben in der Kleinstadt Soltau und dem dann folgenden Erwachen in der Großstadt Berlin berichtet, wo er zunächst "für zwei Bier und zwei Schmalzstullen" in einem Club spielte, bis sich endlich mit "1000 und 1 Nacht" der ersehnte Erfolg einstellte, dann klebt das Publikum derart an Lages Lippen, dass man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören könnte.
Musikalisch setzt Lage auf einen bunten Mix, der die alten Hits erst im zweiten Teil wiederaufleben lässt. Neue und etwas ältere Lieder beherrschen den ersten Teil, in dem der Mann aus Soltau den Liedermacher gibt. Seine Texte gehen oft unter die Haut. Und wenn er singt "Ich hab\' eine eigene Meinung, weiß wo ich herkomm und wo ich bin", dann ist das mehr als nur ein Lied, zeigt vielmehr den gereiften Menschen Klaus Lage. Dazu passen auch die leisen Töne, wie etwa in der deutschsprachigen Version des Gospelsongs "Poor Wayfaring Stranger", in der der Sänger mit Inbrunst Gedanken über Leben und Sterben zum Ausdruck bringt.
Nach der Pause ist es dann so weit: Lage stimmt die alten Hits wie "Monopoly" oder "Faust auf Faust" an. Auch den Song, der ihm den ganz großen Durchbruch brachte: "1000 und 1 Nacht". Bei dem werde er immer gefragt, ob er den überhaupt noch singen wolle, sagt der studierte Pädagoge und schmunzelt. Die Antwort sei ein klares "Ja". Doch Lage will auch dabei mit neuen Arrangements zeigen, dass er sich weiterentwickelt hat. So erklingt an dem Abend der Schimanski-Song "Faust auf Faust" im Reggae-Rhythmus - ungewohnt, aber gar nicht übel.
Zweimal ruft ihn das begeisterte Publikum für Zugaben auf die Bühne zurück. Aufforderungen, denen der Musiker gerne folgt. Und so wünscht er sich am Ende, dass nicht wieder acht Jahre bis zu einem Wiedersehen in Gerolstein vergehen. Womit er seinem Publikum sicherlich aus dem Herzen spricht. flo

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