Schlicht großartig

TRIER. (gkl) Mit dem Duo Danjulo Ishizaka (Violoncello) und José Gallardo (Klavier) hat die Kammermusikalische Vereinigung die neue Spielzeit eröffnet. Die beiden Musiker demonstrierten, was man in diesem Jahr im kurfürstlichen Palais zu erwarten hat: eine glanzvolle Jubiläumssaison.

Das Violoncello ist ein Instrument, von dem nicht wenige sagen, es habe in der Familie der Streichinstrumente den wärmsten, ansprechendsten und schönsten Ton und komme der menschlichen Stimme in ihrem Charakter am nächsten. Um solche eine Aussage bestätigt zu finden, bedarf es natürlich eines guten Instruments und eines meisterhaften Musikers, der ihm die Klänge auch entlocken kann. Zum Auftakt der neuen Spielzeit hatte die Kammermusikalische Vereinigung einen solchen Musiker ins kurfürstliche Palais eingeladen. Der junge Danjulo Ishizaka kam in Begleitung des Pianisten José Gallardo und eroberte die Zuhörer in einem fast ausverkauften Rokokosaal im Sturm. Es war aber nicht nur der traumhaft schöne Ton, der das Publikum gefangen nahm. Es war auch die Art, wie sich die beiden Musiker gaben, wie sie mit den ausgewählten Werken umgingen. Auf den Punkt gebracht: es war ein rundherum stimmiges Konzert, mit dem die goldene Jubiläumssaison (der TV berichtete) an den Start ging. Das mit Ishizaka nicht irgendein Musiker auf dem Trierer Podium auftreten würde, war schon im vorhinein klar. Schließlich erhält der 1979 geborene Künstler in diesem Monat mit dem "Echo Classic" eine der begehrtesten Auszeichnungen, die auf dem Gebiet der klassischen Musik verliehen werden. Im Palais stellte er unter Beweis, dass er sich diesen Preis redlich verdient hat. Quasi zum Einspielen erklangen am Beginn zwölf Variationen über das Thema "Ein Mädchen oder Weibchen" aus Mozarts Zauberflöte, verfasst von Ludwig van Beethoven. Mit Charme und Witz gestalteten die beiden Musiker diese Variationsfolge, um anschließend mit der Komposition "Orion" des Japaners Toru Takemitsu das Publikum in eine ganz andere, fremde Welt zu führen. In vorsichtig moderner Tonsprache öffnete sich hier ein Tor in den Fernen Osten, so weit entfernt und doch teilweise auch so nah. Eine farbenfrohe Tonsprache, die neugierig machte. Die Solosuite von Krzystof Penderecki gab Ishizaka noch einmal Gelegenheit, sein Publikum in die Welt der neueren Musik mitzunehmen. Er tat dies mit Überzeugung und einer ans Fantastische grenzenden Technik. Dass die beiden Musiker sich auf die Musik der Romantik verstehen, wurde bei Robert Schumanns Adagio und Allegro, Opus 70, und viel mehr noch bei Frédéric Chopins Sonate g-Moll, Opus 65, erkennbar. Beide zeigten sich als exzellente Sachwalter des Schaffens von Chopin, die reichlichen technischen Hürden nahmen sie mit Gelassenheit und konnten sich ganz und gar auf die Musik konzentrieren. Man fragte sich nach diesem Abend, der mit jubelndem Applaus endete, warum diese große Sonate nur so selten gespielt wird. Sie war, wie das ganze Konzert, schlicht großartig.

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