Schöne Götterfunken aus Fernost

Das Programm der Heilig-Rock-Tage ignoriert das Konzert in der Abteikirche St. Maximin und kündigt für Freitag, 23. April, neben Eröffnung und der sogenannten Begegnung lieber das "Abendlob" an. Die Landesgartenschau erspart sich einen Hinweis in ihrer Veranstaltungsübersicht ebenfalls. Dabei könnte die Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie, die im Theaterspielplan unauffällig als "Sonderkonzert" auftaucht, genau der Kultur-Akzent werden, der beiden Einrichtungen noch gefehlt hat. Große Musik, die quasi vom Himmel fällt wie der Gott in der Barockoper. Wirklich "schöne Götterfunken". Das ist schon bemerkenswert genug. Noch erstaunlicher, dass hinter dieser Aufführung ein Mann steht, der sich selber als "Kulturbremse" bezeichnet. Johann Aubart kommt vom Sport und hat über den Sport Japan kennen und die Japaner schätzen gelernt - wegen ihrer Disziplin und Freundlichkeit. Er war der Motor für die Verbindung zum japanischen Nakaoka, die nicht zur offiziellen Städtpartnerschaft werden kann, weil für den dann obligatorischen Stadtrats-Tourismus das Geld fehlt. In der deutsch-japanischen Gesellschaft Trier, die sich im Jahr 2001 etablierte, ist er Gründungsmitglied und trägt mittlerweile den stolzen Titel eines "Generalsekretärs". Die Gesellschaft hat derzeit 85 Mitglieder, versteht sich als Ansprechpartnerin für Japaner in der Region, aber auch als Vermittler zwischen Deutschland und dem Inselstaat in Fernost.Sängermix aus Japanern und Einheimischen

Als die japanischen Partner Interesse an einem Konzert in Deutschland bekundeten, war es Aubart, der den Termin festlegte und die Verhandlungen mit dem Trierer Theater führte. Das macht mit, stellt - selbstverständlich gegen Bezahlung- Orchester, Chor und Extrachor zur Verfügung. Das Geld kommt überwiegend vom Hauptsponsor JTI. Aber auch der Trierische Volksfreund ist dabei und präsentiert das Konzert. Aus ganz Japan kommen rund 70 Sängerinnen und Sänger. Auch das Solistenensemble ist ein Mix aus Japanern und Sängern vom Trierer Theater: Yuko Mitano (Sopran), Eva-Maria Günschmann (Alt), Gor Arsenian (Tenor) und Toru Tanabe (Bariton). Der Aufwand für Beethovens neunte Sinfonie ist nicht gering: ein großes Sinfonieorchester, ein Chor, der sich auch in den Fortissimo-Höhen des letzten Satzes noch wohl fühlt, Solisten, deren Stimmen schlank und doch durchdringend sein müssen. Die Voraussetzungen sind da. Jetzt muss der Trierer Generalmusikdirektor István Dénes die Ausführenden zu einer Einheit formen. Eine "Neunte" ist in Trier fast schon Rarität - sehr im Gegensatz zu Japan übrigens, wo sie zum Symbol für die Modernisierung des Landes und die Überwindung der alten Standesgesellschaft geworden ist. Darum lieben die Japaner Beethoven. Für die deutsch-japanische Gesellschaft ist dieses Projekt ein Sonderfall, aber keine Eintagsfliege. Sie kümmert sich um die Gestaltung des japanischen Gartens auf der Landesgartenschau. Deswegen werden die japanischen Sängerinnen und Sänger bei der Eröffnung der Schau am 22. April mitwirken. Und für den Juni werden im Kurfürstlichen Palais Gemälde eines Künstlers aus Nakaoma gezeigt. Karten: 0651/718-1818.

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