Ausstellung zeigt Schönheit des Hausbaus in der Südeifel (Fotostrecke)

Bitburg · Von wegen ärmlich! Eine Ausstellung im Kreismuseum in Bitburg zeigt ab dem 5. Juli, wie prunkvoll seit drei Jahrhunderten in der Eifel gebaut wird. Und wie ungewöhnlich die traditionelle Architektur der Region ist.

Schloss Wolsfeld: Die Grafen- und Freiherrenresidenz wurde liebevoll restauriert. Im Inneren des Gebäudes finden sich zahlreiche Details aus dem 17. Jahrhundert: dekorative Steinkonsolen, Feuerbalken, Kamine und Kaminplatten. Der Turm stammt allerdings aus den 1950er Jahren. Fotos: Anita Burgard, Heike Matzat

Schloss Wolsfeld: Die Grafen- und Freiherrenresidenz wurde liebevoll restauriert. Im Inneren des Gebäudes finden sich zahlreiche Details aus dem 17. Jahrhundert: dekorative Steinkonsolen, Feuerbalken, Kamine und Kaminplatten. Der Turm stammt allerdings aus den 1950er Jahren. Fotos: Anita Burgard, Heike Matzat

Foto: (g_kultur
Museumsleiter Burkhard Kaufmann und Kuratorin Barbara Mikuda-Hüttel. Das Buch „Schönheit in Stein“ hat die Idee zur Ausstellung geliefert. Im Hintergrund: Der Himmeroder Klosterhof in Scharfbillig, in dem Mikuda-Hüttel lebt.

Museumsleiter Burkhard Kaufmann und Kuratorin Barbara Mikuda-Hüttel. Das Buch „Schönheit in Stein“ hat die Idee zur Ausstellung geliefert. Im Hintergrund: Der Himmeroder Klosterhof in Scharfbillig, in dem Mikuda-Hüttel lebt.

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Man müsste sich wundern. So außergewöhnlich ist das. Allerdings fällt es Menschen, die in der Region Trier leben, gar nicht auf, weil die älteren Häuser hier schließlich fast alle so aussehen: Sie sind aus Stein gebaut.

Und das ist etwas Besonderes? Ja, so ist es. "Es ist überraschend, wie früh sich in der Eifel eine Steinbauweise etabliert hat, während woanders noch lange das Fachwerk dominierte", sagt Burkhard Kaufmann, Leiter des Kreismuseums Bitburg-Prüm, das vom 5. Juli bis zum 14. Januar eine Sonderausstellung über die ländliche Architektur der Südeifel zeigt. Eine Architektur, wie man sie auch an Saar und Mosel, in den Ardennen und in Luxemburg findet.

Dass die Häuser seit dem 17. Jahrhundert aus Steinen errichtet wurden, liegt allen Gerüchten zum Trotz nicht daran, dass schon die Römer hier so solide bauten. "Das hat mit den geologischen Verhältnissen zu tun", sagt Kaufmann. Denn in der flachen Bucht eines Urmeeres haben sich in der Trier-Bitburger Mulde Sedimentgesteine abgelagert. Anders als der krümelige Schiefer, der für den Rest der Eifel und den Hunsrück so typisch ist, eignen sich Buntsandstein, Muschelkalk und Luxemburger Sandstein hervorragend zum Bauen.

Was dabei herauskam, war allerdings nicht bloß überraschend massiv, sondern auch überraschend prächtig. Wer bei Eifeler Häusern an Armut, dunkle Räume und bestenfalls funktionale Formen denkt, kann sich in Bitburg eines Besseren belehren lassen. "Schönheit in Stein" ist der Titel der Ausstellung. Genau wie das gleichnamige Buch von Kuratorin Barbara Mikuda-Hüttel widmet sich die Schau in rund 80 großformatigen Fotografien von Anita Burgard und Heike Matzat der Vielfalt und dem Charme der heimischen Architektur.

Deren Blütezeit begann um das Jahr 1700. Eine Zeit, in der endlich Frieden herrschte. "Da erhebt sich die Gegend aus dem Elend", sagt Kaufmann. Dass so kunstvoll gebaut wurde, liegt auch daran, dass zahlreiche Steinmetze aus Tirol einwanderten, um die Festungen im nahen Luxemburg zu bauen. "Sie brachten ihre Erfahrung und ihre Bauweise mit", sagt Barbara Mikuda-Hüttel, die für die perfekten Proportionen der Häuser schwärmt, die sich von außen mit "nobler Zurückhaltung" präsentieren. Typisch für die Eifel sind verputzte Höfe, bei denen Wohn- und Wirtschaftsgebäude ineinander übergehen - mal mit Höhenunterschied der Dächer (Streckhof), mal nahtlos (Trierer Quereinhaus). Meist sind sie zweigeschossig, ohne Dachüberstand. Schlicht. Seltener gibt es auch Breit- oder Treppengiebelhäuser.

Für die erwähnte Noblesse sorgen fein bearbeitete Fenster- und Türrahmen, die oft rot, grau oder gelb gestrichen sind, das Schnitzwerk auf den Haustüren, Portale mit Madonnennischen oder Lüftungsgauben in Form von Herzen, Kleeblättern und Maßwerk. Angesichts des Understatements, mit dem sich die Steinbauten nach außen geben, verblüffe das Innere mit prächtigen Details, schreibt die Kunsthistorikerin. Denn dort stößt der Besucher auf steinerne Türrahmen, kunstvolles Schmiedewerk, verzierte Takenplatten, breite Eichendielen, große Sandsteinplatten, Vertäfelungen, Kamine. "Die Treppen sehen zum Teil aus wie Skulpturen", sagt die Eifelerin.

Dass auch die Möbel oft vom Feinsten waren, beweist die Dauerausstellung des Kreismuseums: Eichenschränke und -betten mit Einlegearbeiten und Schnitzereien, kunstvolle dekorierte Etagen-Öfen aus Gusseisen und Prunk-Stühle, die einst im Wolsfelder Schloss standen. Letzteres zählt zu den rund zehn Häusern - darunter eine Biermühle, zwei Pfarrheime und mehrere Bauernhäuser -, die die Ausstellung in Bild und Text porträtiert. Die Kuratorin hofft, "die Besucher anzuspornen, stolz auf ihre Häuserlandschaft zu sein".

Öffnungszeiten des Kreismuseums (Trierer Straße 15, Bitburg): dienstags und mittwochs 11 bis 17 Uhr, donnerstags bis sonntags 14 bis 17 Uhr; Ab November: sonntags 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Eintritt: 3 Euro, für Kinder 2.

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