Schwanensee und Rule Britannia: Australischer Gast in der Basilika

Trier · Besuch aus Australien gab es beim dritten Konzert des Internationalen Orgelsommers in der Konstantin-Basilika in Trier. Nicht zum ersten Mal war Thomas Heywood als überzeugender Virtuose an die Mosel gereist.

Trier. Wenn Thomas Heywood zu einem Konzert anrückt, darf man kein "normales" Programm erwarten. Das scheint ihm nicht zu liegen. Das war schon 2007 so, als er zuletzt in Trier war. Und diesmal war es nicht anders.
Drei Sätze aus Peter Tschaikowskys "Schwanensee" hatte er ebenso mitgebracht wie den zweiten Satz aus Ludwig van Beethovens siebter Sinfonie. Von Edward Elgar spielte er "Nimrod" aus den Enigma-Variationen und von Charles Gounod den Trauermarsch für eine Marionette.
Aber es gab auch Orgelmusik. Neben "A Trumpet Minuet" von Alfred Hollins auch die "Concert Fantasia", Opus 91, mit der Edwin Lemare dem britischen Empire die Ehre erwies und unter anderem das "Rule Britannia" verarbeitete.
Heywood ist ein unglaublicher Techniker. Seine Läufe über die Klaviaturen sind teilweise atemberaubend. Dabei ist es egal, ob sie mit den Händen oder den Füßen ausgeführt werden. Er nutzte in der Basilika den ebenerdigen Spieltisch, damit die rund 400 Zuhörer auch gut sehen konnten, wie er buchstäblich über die Pedalklaviatur flog. Ebenso virtuos regis-trierte er die Eule-Orgel und wechselte die Klangfarben ebenso schnell, wie er die Klaviaturen des viermanualigen Spieltisches wechselte.
Trotzdem aber fehlte einiges an diesem Abend. Auf den Raum und die Akustik nahm Heywood kaum Rücksicht, und auch wenn er durchaus mit den sanften Klangfarben des Instruments arbeitete, so kam er doch immer wieder schnell zu kraftvollen Registrierungen, mit denen er den Raum, fast möchte man sagen, überfüllte. Sein Spiel war auf Effekte aus, die ihre Wirkung auf sein Publikum nicht verfehlten. Ob das aber reicht, um der "großartigste Organist" des Jahrhunderts zu werden, wie es ihm Kritiker bescheinigen, mag man in Zweifel ziehen. Dazu gehört mehr als nur das Virtuosentum. Trotzdem war es ein außergewöhnlicher Abend. gkl

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