Schwarzbrot mit Sahnehäubchen

TRIER. 20 Jahre nach ihrer Gründung: Die Mosel Festwochen 2005 präsentierten sich Event-freudig. Aber hinter diesem Image versteckt sich das Festival, wie es immer war: seriös, manchmal mutig, dem Jungen und Neuen zugetan. Mittlerweile ist auch bei den Verhandlungen über die Festwochen-Zukunft der Durchbruch gelungen.

Von oben tönten Trompeten und Pauken. Mit klingendem Spiel machten sich Presseleute und Sponsoren auf zum Festsaal im Kurfürstlichen Palais, wo ADD-Präsident Josef Peter Mertes die Gäste höchstselbst begrüßte. Festwochen-Intendant Hermann Lewen ging die Veranstaltungsliste detailliert durch und lieferte zu jedem Konzert die passende rhetorische Begleitmusik. Die reimte sich meist auf "außerordentlich", "Star", "attraktiv" und sonstigen Superlativen aus dem Marketingkatalog. Immer mit Kunstanspruch

Haben sich die Mosel Festwochen zum Event-Festival entwickelt? Der Eindruck täuscht. Die Festwochen sind die alten geblieben - nie säuerlich-seriös, aber immer mit einigem Kunstanspruch. Musikalisches Schwarzbrot, dem auch die Event-Sahnehäubchen nicht schaden. So gibt es wieder die musikalisch-kulinarischen Veranstaltungen, aber auch die "Dom-Sinfonie". Der Stuttgarter Kammerchor kommt mit Vivaldi, Kammerkonzerte stehen an, die Alte-Musik-Gruppen sind da, aber auch die Stars unterschiedlicher Couleur - Udo Jürgens, der pianistische Senkrechtstarter Martin Stadtfeld, die Geigerin Baiba Skride, deren mädchenhaft attraktives Porträt die zweite Aufschlagseite des Programmhefts ziert. Sogar die jungen, unbekannten Künstler sind dabei. Und das Abschlusskonzert mit Bachs h-Moll-Messe und dem Trierer Bach-Chor gehört ganz in die traditionalistische Schublade. Die Zahl der Konzerte ist mit gut 50 gegenüber 2004 fast gleich geblieben. Auch der Etat von 580 000 Euro hat sich nicht verändert, 148 000 Euro kommen dabei vom Land. Bleibt fürs Festival die offene Zukunftsfrage. Bürgermeister Ulf Hangert von der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues zeigte sich zuversichtlich. Eine eigenständige Festwochen-GmbH stehe vor der Gründung. Der Durchbruch sei geschafft. Jetzt gehe es um Einzelheiten Und auch auf die neue Luxemburger Philharmonie haben die Festwochen-Verantwortlichen reagiert. Mit Philharmonie-Intendanten Matthias Naske plane man Abstimmung und Austausch von Projekten, sagte Hermann Lewen. Darin sind die Mosel-Festwochen in der Region einsamer Vorreiter.

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