Schwungvoll in die Saison

Gute Nachricht vom Trierer Theater: Das Open-Air-Pech vom Ende der letzten Spielzeit scheint sich in der neuen Saison nicht fortzusetzen. Das sonntägliche Promenaden-Konzert im Brunnenhof konnte unbeeinflusst von Wetter-Unbilden seinen Verlauf nehmen.

Trier. (DiL) Vielleicht wollte Dirigent Franz Brochhagen die unentschlossen am Himmel umherziehenden Regenwolken nicht provozieren, jedenfalls musizierte er mit den Philharmonikern Suppés Ouvertüre zu "Dichter und Bauer" eingangs so getragen, dass sie schwerlich geeignet gewesen wäre, das Klima zu erschüttern.Weihevoll-melancholischer "Frühlings-Sonntag"

Auch der "Frühlings-Sonntag" des Bernkasteler Komponisten Peter Kettenhofen kam so weihevoll-melancholisch daher, dass man eher an Frühjahrsmüdigkeit denken musste - wären da nicht die Temperament-Ausbrüche des einen oder anderen Kindes gewesen, das fröhlich dazwischenquakte. Freilich war es auch gemein, den Mosel-Tonmeister direkt mit dem genialen Intermezzo aus Mascagnis "Cavalleria Rusticana" zu koppeln, dem ostersonntäglichen Frühlingsstimmungsbild schlechthin.Da liefen die Streicher zu Bestform auf, so wie die Bläser später beim Medley aus "My fair lady" - auch wenn die Hörner bisweilen mit von draußen herannahenden Martinshörnern konkurrieren mussten. Als vom Publikum bejubeltes orchestrales Glanzlicht entpuppte sich Lenny Andersons Schreibmaschinen-Musik "Time Rider" - ansonsten als Jerry-Lewis-Comedynummer bekannt. Klaus Berlinger klapperte präzise den Rhythmus auf der Olympia - und sorgte für die Frage aus manchem Kindermund, auf welch merkwürdigem Gerät der Mann da spiele. Aber mit Maus und PC-Tastatur hätte sich das bestimmt nicht so schön angehört. In exzellenter Frühform zeigten sich die Gesangs-Solisten. Thomas Schobert machte launig Appetit auf den "Bettelstudenten", Eric Rieger zeigte sich mit Rossinis "La Danza" als gewandter Koloratur-Sänger und Evelyn Czesla ließ mit "Summertime" die Glocken klingen - sogar die am Gangolfsturm. Am Schluss wurden "Stars and Stripes" aufgezogen, und Franz Brochhagen übergab mit sympathischer Geste den Taktstock an die Kids, die geduldig mit ihren Eltern ausgeharrt hatten. Eine gelungene Werbung für die anstehende Spielzeit.

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