Sechs Wochen bis zur Feuerprobe

TRIER. Noch sechs Wochen bis zur mit Spannung erwarteten Eröffnungs-Premiere der Antikenfestspiele 2005. Zum ersten Mal steht ein eigens für Trier geschriebenes Stück auf dem Spielplan: Das Musical "Quo vadis", dessen Proben in dieser Woche begonnen haben.

 Zwei Macher und ein Modell: Komponist Manfred Knaak (links) und Regisseur Gerhard Weber. Foto: Dieter Lintz

Zwei Macher und ein Modell: Komponist Manfred Knaak (links) und Regisseur Gerhard Weber. Foto: Dieter Lintz

Stünden Kaffeetassen auf dem Tisch im Chorsaal des Trierer Theaters, man könnte die Veranstaltung glatt für ein Familientreffen halten. Der Patriarch am Kopf der Tafel hält gerade eine längere Rede, und die 25-köpfige, in mehreren Generationen versammelte Sippe müht sich, den Eindruck aufmerksamen Zuhörens zu vermitteln.Ustinov-Film als Musical-Vorlage

All zu viel schauspielerisches Talent müssen die Akteure dabei nicht aufwenden. Denn es geht um die spannendste Produktion der Spielzeit, und Intendant Gerhard Weber erzählt soeben, was er ab Mitte Juni im Amphitheater vorhat. "Quo vadis", die Geschichte des dem Wahnsinn verfallenen römischen Kaisers Nero, der Rom anzündet, erzählt nach dem Buch des polnischen Autors Henry Sienkiewicz und dem legendären Film mit Peter Ustinov, soll das Trierer Publikum begeistern.Von einem "aktuellen Stück" schwärmt Weber, von einer "politischen Parabel", von "Terror-Regime" und "machtgierigen Imperien". Das klingt faszinierend, ganz und gar nicht nach einem platten Spektakel, wie es manche Festspiel-Puristen befürchten. Den Mitwirkenden wird ein erstaunlich breites Spektrum präsentiert, inklusive wissenschaftlicher Einführung durch die Literaturprofessorin Henrieke Stahl von der Uni Trier. Dann stellt Weber das Bühnenbild seines alten Saarbrücker Mitstreiters Knut Hetzer vor, ein imposanter Aufbau mit großen Aufmarschflächen, hoch ragenden Forumsstufen und reichlich Platz für Cinemascope-Effekte. Da mischen sich unübersehbar Stolz und Vorfreude beim Intendanten, der dem historischen Schauplatz offenkundig neue Facetten abgewinnen will.Derweil schleicht sich fast schüchtern ein junges Mädchen mit dunklen Haaren und dunklen Augen in die Runde, nimmt still Platz und lauscht sichtlich beeindruckt den immer weiter ausgreifenden Vorträgen. Später wird sie sich der Runde mit dem leisen Satz "Hallo, ich bin Indira, und ich bin zu spät gekommen" vorstellen, unter freundlichem Gelächter der Kollegen. Die Pop-Sängerin ist als Gast-Star annonciert, aber ungeschminkt und in Zivil-Klamotten wirkt sie angenehm normal.Das gilt auch für den zweiten Gast: Sven Sorring, in Saarbrücken als Kult-Darsteller jahrelang entscheidend an der Etablierung der erfolgreichen Musical-Schiene beteiligt, übernimmt die Rolle des wilden Kaisers. Auf den ersten Blick eine überraschend junge Besetzung, aber durchaus den historischen Begebenheiten entsprechend.Sorring wird viel zu singen haben. 32 Musiknummern kündigt Komponist, Arrangeur und Dirigent Manfred Knaak der Runde an. Der erfahrene, in Fachkreisen hoch geschätzte Franke mit dem markanten Wolfgang-Dauner-Zopf trägt die Hauptlast bei der musikalischen Gestaltung, nachdem sich Konstantin Wecker auf das Beisteuern von sieben Songs beschränkt. Nach dem kurzfristigen Ausstieg von Librettist Heinz-Rudolf Kunze ist von dem Musical-Traumpaar Wecker/Kunze nicht mehr viel übrig geblieben – auch wenn Wecker versprochen hat, bei den Schlussproben dabei zu sein. Ob die Umbesetzung der Qualität Abbruch tut, steht auf einem anderen Blatt. Spätestens am 16. Juni bei der Premiere wird man es wissen.

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