Sehnsüchtig

(T.K.) Matthew hat es geschafft - nach außen hin: Er trägt die Uniform der Besserverdienenden, ist so gut wie verlobt mit der Schwester seines Chefs und fast auf dem Weg zu einem Geschäftstreffen in China.

Doch eine Begegnung in einem Restaurant bringt seine scheinbar fest gefügte Welt ins Wanken: Er glaubt, Lisa wiedergesehen zu haben. Zwei Jahre zuvor war sie für ihn die große Lebensliebe, doch dann verschwand sie ohne ein Abschiedswort. Matthew verschiebt den Flug nach China und beginnt wieder, nach Lisa zu suchen - während seine Fast-Verlobte ihn längst im Land des Lächelns wähnt. Dies scheint die Woche der vertrackt erzählten Romanzen zu sein: Francois Ozon schildert in "5x2" die Geschichte eine Ehe: aber rückwärts. "Sehnsüchtig" beginnt in der Mitte der Geschichte und erzählt bis zum Ende in Form eines Puzzles aus Rückblenden, Erinnerungen, Erzählungen, Entwicklungen und Wendungen, die hier nicht verraten werden sollen. Das ist formal interessant, doch zu berühren vermag diese Geschichte nur selten. Ausgerechnet das Liebespaar bleibt darstellerisch blass - Josh Hartnett will man die Seelenpein nicht recht glauben; und Diane Kruger als Lisa sollte sich in deutschen Fassungen besser nicht selbst synchronisieren: Die deutsche Darstellerin, die in den USA arbeitet, hat eine verblüffend ausdrucksschwache Stimme, was besonders auffällt, wenn sie im Film Shakespeare spricht. Gelungener ist da die Kamera: Die Motive wie Täuschung und Tarnung symbolisiert die Optik mit vielen Spiegelbildern, Reflexionen, verzerrten oder auch geteilten Bildern. Löcher in der Logik und viele Zufälle können die Geduld allerdings strapazieren - der Film wäre schneller zu Ende, wenn die Hauptfiguren einfach mal ans Telefon gingen. Bis zum Finale zieht sich "Sehnsüchtig" etwas, lässt dem Zuschauer dadurch aber Zeit, über Dinge nachzudenken, die der Film nur anschneidet: Ist die Liebe eine Himmelsmacht oder eine selbstlose Emotion - oder vielleicht eine der egoistischsten Regungen überhaupt? Übrigens: Das Original "Sehnsüchtig" basiert auf dem französischen Film "L'Appartement" von 1996 - der unter dem Titel "Liebe und Lügen" immer mal wieder im Fernseh-Nachtprogramm zu sehen ist. Vincent Cassel und Monica Bellucci spielen die Hauptrollen - in "Sehnsüchtig" heißt ein Restaurant "Bellucci's", um auf das Original hinzuweisen. (In den Kinos der Region)

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