Seidenweiche Läufe und eine glänzende Interpretation

Für das Finale hatten sich die Mozart-Wochen Eifel, präsentiert vom Trierischen Volksfreund, die Pfarrkirche St. Anna in Gerolstein ausgesucht. Glänzender Mittelpunkt des Abschlusses war Beethovens zweites Klavierkonzert.

Gerolstein. (gkl) Auch beim Finalkonzert der Mozart-Wochen Eifel 2008 konnten die Organisatoren in einen voll besetzten Veranstaltungsraum, die Pfarrkirche St. Anna in Gerolstein, blicken. Was das Festival hier zu bieten hatte, war ein klassisches Symphoniekonzert mit Ouvertüre, Solokonzert und abschließender Symphonie. Ob so etwas unbedingt in einen Kirchenraum gehört, sei dahin gestellt, von der Akustik her eignete sich das Gotteshaus vortrefflich. Insgesamt ähnelte das Erscheinungsbild des Konzertes sehr der Veranstaltung am Abend zuvor im Cube 521 in Marnach (der TV berichtete). Das Orchester war wieder die Baltische Philharmonie, diesmal allerdings unter dem Dirigat von Georg Mais, dem künstlerischen Leiter der Mozart-Wochen.

Für den Mittelteil hatte man die japanische Pianistin Keiko Hattori verpflichtet, eine junge Künstlerin, deren Können beim Beethoven-Klavierwettbewerb 2007 mit dem zweiten Preis prämiert wurde. In Gerolstein wandte sie sich dem Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur, Opus 19, von Ludwig van Beethoven zu, dem vielleicht mit Mozart am engsten verwandten Werk des Bonner Meisters. Mit Leichtigkeit und fast schon liebevoll widmete sich Hattori diesem Werk, konnte mit ihrer Technik den Anforderungen im wahrsten Sinne des Wortes "spielend" fertig werden. Seidenweich waren die Läufe, breit gefächert die Farbigkeit ihres Spiels. Das Ganze ergab eine reife, in die Tiefe gehende, glänzende Interpretation.

So etwas hätte man sich vom baltischen Ensemble auch gewünscht, der Beethovens Coriolan-Ouvertüre, Opus 62, und die Symphonie Nr. 40 in g-Moll, KV 550, von Wolfgang Amadeus Mozart auf seinen Pulten stehen hatte. Völlig unverständlich musste es bleiben, mit welch großen Intonationsproblemen dieses Orchester, dessen Kern einem Profiklangkörper entstammt, zu kämpfen hatte, wie verkleckert selbst bei Satzanfängen die Einsätze kamen. Beim zweiten Satz des Klavierkonzertes musste man Mais dankbar sein, dass er seine Musiker anwies, noch einmal nachzustimmen. Es wäre sicherlich nicht fair, die Qualitäten dieses Orchesters an anderen Profi-Ensembles zu messen. Aber verglichen etwa mit der Jungen Philharmonie Bonn, die das Eröffnungskonzert des Festivals in Prüm gestaltet hatte, wurden massive Unterschiede hörbar. Die Solistin ausdrücklich ausgenommen, war von dem hohen Niveau, das Mais vor und während des Festivals immer wieder versprochen hatte, nicht viel zu merken. Es mag nicht zuletzt der Festivalstimmung geschuldet sein, dass die Zuhörer sich mit lebhaftem Applaus bedankten.

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