Seltene Musik in seltener Besetzung

Eine rundum runde Sache war die dritte Matinee der Trierer Philharmoniker. Als Höhepunkt stellte sich eine Komposition von Hermann Gustav Goetz heraus, dessen Name selbst bei Insidern der Kammermusik recht unbekannt ist.

Trier. Mit einer Kammermusikmatinee, die vieles zu bieten hatte, warteten fünf Musiker der Trierer Philharmoniker in einem gut besuchte Römersaal der Vereinigten Hospitien auf. Antanina Kurganova (Violine), Cornelia Hain (Viola), die Cellistin Michaela Herr, Kontrabassist Peter Kasper und die Pianistin Ketino Ruchadse hatte ein Programm zusammengestellt, bei dem zumindest bei einem Werk nicht wenige sagen mussten: "Das habe ich noch nie gehört."Unbekannter Zeitgenosse von Johannes Brahms

Es ging um das Klavierquintett c-Moll, Opus 16, von Hermann Gustav Goetz, einem Zeitgenossen von Johannes Brahms, dessen allzu kurzes Leben 1840 in Königsberg begann und krankheitsbedingt schon 1876 in der Nähe von Zürich endete. Im Programm war zu lesen, dass das hohe Niveau seiner Werke "das Etikett Kleinmeister lügen straft". Spätestens mit der Aufführung dieses Quintetts mochte man diese Aussage gerne doppelt und dreifach unterstreichen. Ein großartiges Werk, das extrem hohen Kompositionsansprüchen genügt und ebenso hohe Ansprüche an die Ausführenden stellt.Die Zusammenstellung wird gemeinhin als die "Forellenquintett-Besetzung" bezeichnet, in Anspielung an das berühmte Werk Franz Schuberts. Die Trierer Musiker zeigten deutlich auf, dass es neben Schubert noch andere Komponisten gab, die dem Kontrabass in der Kammermusik eine eminent wichtige Rolle zukommen ließen.Mit Hingabe musiziert

Aber nicht nur die in der Regel ungewöhnliche Besetzung ließ das Quintett zum Höhepunkt des Konzertes werden. Es war die Art und das Können, mit dem die Ausführenden den Notentext mit Verve umsetzten, ihn mit Begeisterung und Leben füllten. Hochachtung davor, es war ein Genuss. Vorher waren Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierquartett g-Moll und der Kopfsatz des Klavierquartetts a-Moll von Gustav Mahler erklungen. Leider sind die übrigen Sätze dieses Mahlerschen Jugendwerkes bis auf ein Fragment des Scherzos verschollen. Umso mehr aber muss man den erhaltenen Satz als einen Solitär betrachten. Auch hier widmeten sich die Musiker mit Hingabe dem Notentext, tauchten mit vorbildlichem Zusammenspiel in die Tiefen der Klangwelt ein. Ein wenig Nervosität, ein bisschen Suche nach einer gemeinsamen Linie prägte Mozarts KV 478, das den Auftakt bildete. Insbesondere Ruchadse, deren Klavierpart natürlich eine exponierte Stellung zukam, hatte hier etwas Probleme, die sich aber bald legten. Insgesamt war es ein runder, erfolgreicher und mehr als nur beachtenswerter Morgen, der dem Publikum geboten wurde. Das nächste Kammerkonzert der Philharmoniker findet am 12. April um 20 Uhr im Varieté Chat Noir am Trierer Kornmarkt statt. Auf dem Programm steht dann moderne und experimentelle Musik.

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