Wanderlieder Serie TV-Wanderwochen: Fallerie und Knallera – Was singt man denn heute auf den Touren an der frischen Luft

Ineinemkühlengrunde · Vier Wochen lang nimmt der Volksfreund seine Leser mit ins Grüne, jeden Tag. Heute fragen wir, ob die alten Lieder es noch tun. Und hätten ein paar neue Vorschläge.

 Schnapp dir dein Instrument, zieh raus ins Grüne – und dann her mit den Wander- und Fahrtenliedern!

Schnapp dir dein Instrument, zieh raus ins Grüne – und dann her mit den Wander- und Fahrtenliedern!

Foto: Fritz-Peter Linden

Auf der Heide, Leser, blüh'n die letzten Rosen, und beim Volksfreund sind die Wanderwochen ausgebrochen. Aus grauer Städte Mauern ziehn wir derzeit durch Wald und Feld. Wer bleibt, der mag versauern, wir fahren in die Welt!

Am besten mit Musik. Deshalb heute die Frage: Tun's die alten Lieder noch? Falleri? Und Fallera? Zuerst ein Bekenntnis, noch ehe im Tale die Hähne kräh'n: Mein Vater ist kein Wandersmann, auch mir steckt's nicht im Blut. Nie grast' ich daher am Neckar, kaum tat ich's am Rhein, und auch nicht an der Saale hellem Strande.

Selten hockte ich zudem sinnend an deinen, oh Mosella, Ufern weinumrankt. Nur hin und wieder an der Kyll, dem lieben Heimatstrom. Aber zu dessen Gestaden ist's ja auch nicht weit. Eher ein Spaziergang, was mir sehr entgegenkommt.

Ich sitz einfach unheimlich gern drinnen. Immerhin aber: Einmal im Jahr, wenn die ganze verfügbare Familie zur großen Tour aufbricht, dann bin auch ich dabei, untrainiert und hüftsteif, und schleppe mich auf arthritisch ächzenden Extremitäten zum Ende der Etappe mühevoll ins Ziel, wo hoffentlich ein Pils wartet. Und ein Grillmeister (das kann ich nämlich auch nicht).

Dickfüßig und rückenschmerzend hänge ich dann da, verschwitzt und zufrieden, weil es ja dann doch wieder richtig schön war. Egal, ob der Trip über den Lieserpfad führte oder einen der anderen, von den Eifelvereinsleuten bestens paratgehaltenen Wege und Steige durch diese Region, die so viel Schönes bietet: Wie Teppich reich gewoben, steht uns die Flur zur Schau - oh Wunderbild! Und oben: des Himmels Blau.

Und wer daran jetzt immer noch zweifelt, der ziehe flott zum Städtele hinaus und schaue sich das alles einmal an. Es ist ein Traum. Aber singen? Die alten Lieder? Die heute so etwas Betuliches, Falschromantisches haben? Die so weltabgewandt bieder daherkommen?

Nö. Voll uncool. Wirklich, mir ist das alles zu kniebundhosenhaft. Und abgenudelt. Vielleicht brauchen wir ja einfach neue Wanderlieder. Bisschen revolutionärer auch. Da stünden wir gleichzeitig in guter Tradition.

Hier wären schon mal die Texte dafür. Denn (wenn's auch kein Wanderlied ist, aber immer noch eines der besten): Die Gedanken sind, verdammt noch mal, frei!

Und falls jemand sich dafür jetzt auch noch die Musik ausdenken will: bitte! Und immer nur her damit. Ich sing das dann.

Also, frischauf: Siehe &quot;Das Wanderprekariat &quot; ... Zu frech? Zu sozialistisch? Marx hätt's gemocht! Aber gut, dann vielleicht noch was Heutiges, inklusive Sprach-Update. Wie wär's mit Lied Nummer zwo: <b>&quot;Wandern war yesterday" ...

So, das muss für den Anfang genügen. Und der Wand'rer zieht von dannen, denn die Trennungsstunde ruft. Und er singet Abschiedslieder, Lebewohl tönt ihm hernieder, Tücher wehen in der Luft.

Und jetzt, auwei, packt mich auch die Romantik, denn im Nebel liegt mein kleines Dorf, wie Peter Zirbes aus Niederkail einst dichtete, herrlich ist es, und schon ruft's in mir: Du musst hinaus!

Na gut. Mit dem Auto. Und der Kamera. Rein dienstlich.
Zitierte Lieder

In einem kühlen Grunde (1815): Text Joseph von Eichendorff, Musik Johann Ludwig Friedrich Glück. Auf der Heide blühn die letzten Rosen (1935): Musik Robert Stolz, Text Bruno Balz. Aus grauer Städte Mauern, Anfang des 20. Jahrhunderts: Text Hans Riedel und Hermann Löns (vierte Strophe), Musik Robert Gölz. Im Frühtau zu Berge: Schwedisches Wanderlied, mehrere deutsche Textfassungen von diversen Autoren. Mein Vater war ein Wandersmann: Text Friedrich Sigismund Anfang des 19. Jahrhunderts, Musik von Friedrich Wilhelm Möller um 1950. Bald gras ich am Neckar: Vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts, Autor unbekannt, erste Veröffentlichung in "Des Knaben Wunderhorn" 1808. An der Saale hellem Strande (1826): Text Franz Kugler, Musik Friedrich Ernst Fesca. O Mosella (1947): Text und Musik Karl Berbuer. Im schönsten Wiesengrunde (1853): Text Wilhelm Ganzhorn, Komponist unbekannt. Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus (1827, auch bekannt als "Wooden Heart" in der Interpretation von Elvis Presley): Text Friedrich Silcher, auf Basis einer älteren Melodie, Komponist unbekannt. Die Gedanken sind frei: Verfasser unbekannt, Text um 1780, die Melodie entstand vermutlich 20 bis 30 Jahre später. Im Nebel liegt mein kleines Dorf: Text vom Eifeldichter Peter Zirbes aus Niederkail (1825 bis 1901), Musik von Manfred Ulrich

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