Shakespeare trank Bier

Bamberg · Mit "Das Duell der Bierzauberer" hat der gebürtige Neuerburger Günther Thömmes seinen neuen Roman vorgelegt. Darin steckt nicht nur viel Historisches, sondern auch jede Menge Fachwissen.

Shakespeare trank Bier
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Bamberg Über Bier kann dieser Mann viel erzählen. "Nehmen Sie das deutsche Bier: Da herrschte lange Zeit Monotonie auf hohem Niveau. Die Biere waren technisch fantastisch, aber sie schmeckten alle gleich", sagt er dann zum Beispiel. Oder: "Shakespeare war ein Mann des Volkes, und das Volk trank Bier."
Aber Günther Thömmes kann mindestens genauso gut über Bier schreiben. Mehrere Sachbücher hat der Braumeister schon veröffentlicht, aber auch Romane und diverse Erzählungen. Das Gebräu aus Malz und Hopfen fasziniert ihn, literarisch wie beruflich. "Es ist das älteste Kulturgetränk, das wir haben. Es ist schade, dass es so wenig Belletristik darüber gibt." Thömmes ist angetreten, diesen Mangel zu beheben, und das tut er auch mit seinem neuesten Werk "Das Duell der Bierzauberer".
Der Bierzauberer ist in diesem Fall ein waschechter Münchener Braumeister, Gabriel Sedlmayer - den es übrigens tatsächlich gegeben hat. Seiner Familie gehört bis heute die berühmte Spatenbrauerei. Diesen Sedlmayer also trifft der Leser in den Anfängen seiner Karriere als Bierbrauer. Er ist jung verheiratet und baut gerade seine kleine Brauerei auf. Es ist der Beginn des 19. Jahrhunderts, und die Augen der Zeitgenossen richten sich nach England: "Das war zu der Zeit die führende Nation in fast allem", sagt Thömmes. James Watts hatte gerade die Dampfmaschine erfunden, aber auch viele andere technische Innovationen kamen von der Insel.
Das wusste offenbar auch Gabriel Sedlmayer - er reist im Roman wie auch in der historischen Wirklichkeit nach London, um von dort ansässigen Brauern zu lernen. "Seine Reisen nach England sind legendär. Und sie sind belegt durch Briefe und Tagebücher", erzählt Thömmes.
Dass es diese Aufzeichnungen gibt, war für Thömmes auch ein Grund, einen Roman über die Sedlmayer-Dynastie zu verfassen. Bekannt sei zum Beispiel auch, dass er sich in der Kunst des Abschauens übte. Sedlmayer habe einen Spazierstock mit eingebautem Probenentnahmeventil bei Besuchen anderer Brauereien mit sich geführt. Die so gewonnenen Proben habe er später auf ihre Bestandteile hin analysiert. "Das war astreine Industriespionage."
Doch trotz der Spionage, Sedlmayer freundet sich mit dem Londoner Brauer Robert Barclay an. Auch nach seinem Besuch bleiben sie jahrelang im Briefkontakt, berichten sich gegenseitig über die Entwicklungen im jeweiligen Heimatland. Doch die Freundschaft bricht, als Sedlmayers ältester Sohn nach London reist. Auch er soll hier mehr über das Handwerk lernen. Die Reise endet tragisch, der Sohn stirbt. Als nur wenig später auch seine Frau vor Kummer darüber krank wird und ebenfalls stirbt, sinnt Sedlmayer auf Rache. Das Duell der beiden Familien ist eröffnet.
Soweit die Handlung, doch Thömmes' Roman zeichnet sichvor allem eines aus: Sein enormes Fachwissen, das sich in jeder Zeile niederschlägt. Er beschreibt nicht nur anschaulich, wie Bier zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebraut wurde - sowohl auf englischer als auch auf bayerischer Seite - sondern auch die technischen Feinheiten und die vielen politischen Regularien, die den Brauern auferlegt waren. Nicht jeder Leser wird die Schilderungen bis ins Detail nachvollziehen können oder wollen - wer aber am Bier und seiner Geschichte interessiert ist, ist mit der Lektüre des Romans gut bedient. Ein gutes Jahr, so schätzt Thömmes, recherchiert er für seine Romane. "Einen halben bis dreiviertel Meter Fachliteratur habe ich dann immer da liegen", sagt er.
Die Akribie macht sich bezahlt, nicht nur für Bier-Fans, sondern auch für geschichtlich Interessierte. Wer hätte etwa gedacht, dass Shakesspeare's berühmtes Globe-Theatre einst auf dem Gelände stand, das später eine Brauerei beherbergte? Grund genug, dem Dichter einen Auftritt im Roman zu geben. Und dass Shakesspeare Bier-Trinker war, ist für Thömmes keine Frage. Schließlich war er ein Mann des Volkes.
Günther Thömmes, Das Duell der Bierzauberer. Gmeiner Verlag, 283 Seiten, 12,99 Euro.
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Extra

 Mit seinem neuen Roman widmet sich Günther Thömmes der Kunst des Bierbrauens zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Foto: Gmeiner Verlag

Mit seinem neuen Roman widmet sich Günther Thömmes der Kunst des Bierbrauens zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Foto: Gmeiner Verlag

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(lbe) Der Autor Günther Thömmes (Foto: TV-Archiv) wurde 1963 in Neuerburg geboren. Seine Ausbildung zum Brauer und Mälzer machte er in der Bitburger Brauerei. Anschließend studierte er im bayerischen Freising und schloss das Studium als Diplom-Braumeister ab. Bis 2016 war er als Wanderbrauer unterwegs. Seit Januar dieses Jahres arbeitet er in einer Braumanufaktur in Bamberg. Sein erster Roman mit dem Titel "Der Bierzauberer" erschien 2008.

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