Sie stehen für Bewegung

TRIER. Der Appell klingt nach Sport, doch in den kommenden Wochen wird er in der Region Trier eng mit Kunst verwoben sein: "beweg dich" heißt die Jahresausstellung der éditions trèves in der Tuchfabrik. Sechs Künstlerinnen zeigen von Freitag an Fotografien, Objekte und Installationen.

Sie springen mit voller Kraft in die Luft. Abgeordnete des Mainzer Landtags, dort beschäftigte Beamte, Hausmeister. Fotografin Cornelia Rößler drückte immer dann auf den Auslöser, wenn der höchste Punkt im Sprung erreicht war. Die Ergebnisse hängen nun im Ausstellungssaal der Trierer Tuchfabrik. Kopflos. Der Hals der Springenden mündet in die Decke. Unter den Bildern ist eine Videoinstallation derselben Künstlerin aufgebaut, auf dem Bildschirm erscheinen in schneller Folge Ulrich Wickert und Sandra Maischberger, Elke Heidenreich, Johannes B. Kerner und all die anderen bekannten Fernsehköpfe. Gezeigt wird immer nur eine einziger Moment: das Luftholen. Die in Mainz lebende Cornelia Rößler ist eine von sechs Künstlerinnen, deren Werke vom kommenden Wochenende an unter dem Titel "beweg dich" bei der Jahresausstellung der éditions trèves in der Tuchfabrik zu sehen sein werden. Ein Glücksfall für die Tufa und für Trier, wie Rainer Breuer von der éditions trèves und Tufa-Chef Ralf Kotschka sagen. Cornelia Rößler, Susanne Neiß (Mannheim, Fotografie), Andrea Esswein (Germersheim, Fotografie), Alexandra Deutsch (Wiesbaden, Objekte), die in Trier geborene und heute in Wiesbaden lebende Nicole Ahland (Fotografie) und Christine Straszewski (Bad Kreuznach, Fotografie) haben sich in einem Mentoring-Programm des rheinland-pfälzischen Kulturbüros für Bildende Künstlerinnen zu der Gruppenausstellung zusammengefunden. Das verbindende Element aller in Trier gezeigten Werke: Bewegung. Mal ist das Thema offensichtlich wie bei Cornelia Rößlers Sprüngen. Oder bei Alexandra Deutschs an Nylonfäden schwingenden Objekten aus geschöpftem Papier oder Stoff, deren Formen sich oft aus einer Spirale heraus entwickeln. Kerner holt Luft, Wickert auch

In vielen Werken erschließt sich die Bewegung dagegen erst bei eingehender Betrachtung. Christine Straszewski jongliert bei ihrem Werk "pass" zwischen Fotografie, Malerei und Installation. Sie greift Elemente wie ihr an einem Passbildautomaten aufgenommenes Selbstporträt in immer neuen Zusammenhängen auf und spielt mit Räumen und Zeiten. Wie der Pass hilft, Grenzen zu passieren, werden auch hier Grenzen überwunden - etwa die zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Eine Fotografie von Susanne Neiß zeigt die ungelenken Umrisse eines Herzes auf giftgrünem und gelbem Untergrund - dass es sich um eine in Baumrinde geritzte Liebeserklärung handelt, die mit Licht verfremdet wurde, ist allenfalls zu erahnen. Die Welt kann plötzlich in einem völlig anderen Licht erscheinen, lautet eine Botschaft der Künstlerin an die Besucher. Denn auch die sollen in Bewegung geraten, wie der Titel der Ausstellung impliziert - körperlich, vor allem aber geistig. Auch Cornelia Rößler, die Schöpferin der "Landtags-Sprünge" und der Video-Installation, will den Betrachtern Fragen mit auf den Weg geben, Fragen nach der Bedeutung von Medien für die Befindlichkeit von Gesellschaft und Individuum. "Können wir über Grenzen, die uns nicht zuletzt die Medien setzen, hinweg springen?", zum Beispiel. Und: "Wie frei kann sich der Einzelne in einer sozial und medial dicht vernetzten Welt bewegen?" Die Ausstellung "beweg dich" wird am Freitag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr eröffnet. Sie ist bis zum 20. November im zweiten Obergeschoss der Trierer Tuchfabrik zu sehen, und zwar dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 17 bis 20 Uhr und an Sams-, Sonn- sowie Feiertagen von 11 bis 15 Uhr.

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