Sieg für Italien

TRIER. (chj) Im Gegensatz zur italienischen Nationalmannschaft sorgte die Spielweise von Pippo Pollina und Band für Euphorie im Publikum.

Pippo Pollina ist als Erster auf dem Platz. Gleich zu Beginn zeigt er ein herrliches Solo, bei dem er aber noch mit seinen Kräften spart. Giovanni Apprendi (Schlagzeug) erhöht dann das Tempo ("Marrakesh") und schon nach wenigen Minuten haben die Italiener die 250 Zuschauer im "Lotto"-Forum in ihren Bann gezogen. Vor allem die weiblichen Fans sind von dem teils gefühlvollen, teils leidenschaftlichen Auftreten der Südländer angetan. Im Vordergrund steht natürlich der charismatische Spielmacher Pollina, der Mitte der 80er Jahre seine Erfahrungen auf der Straße sammelte, ehe es in die Arenen Europas (etwa das Gemeindezentrum Baden-Baden) ging.Bis Mitte der ersten Halbzeit halten die Italiener ein hohes Tempo und erzielen nicht unverdient den er-sten Treffer ("Bossa in Viaggio"). Vorangegangen war eine Schwindel erregende Einzeldarbietung des Rechstaußen Antonello Messina (Akkordeon und Keyboard). Das mutete brasilianisch an. Die Zuschauer toben jetzt vor Begeisterung. Pollina, 1963 in Palermo geboren, freut sich über die euphorischen Reaktionen des Publikums. "Man spürt römisches Blut in Trier."Die zentrale Figur der Italiener ist aber nicht nur bekannt für ihre mitreißende Spielweise, sondern auch für ihre kritischen Ansichten. Mit seiner Meinung über die Mafia ("Centopassi") und den Irak-Krieg ("Banneri") rennt Pollina vor allem bei den Fans im "alten" Europa offene Türen ein.Nachdem die Azzurri in der ersten Hälfte viele neue Sachen ausprobierten, bekommen die Zuschauer in der zweiten bewährte Spielzüge (etwa "Amsterdam") geboten. Pollina überrascht häufiger damit, in langsameren Passagen plötzlich zu explodieren und ebenso schnell wieder das Tempo heraus zu nehmen. In einem Wechsel aus südamerikanischem Feuer und süditalienischem Feingefühl spielt sich das Team bis zur 90. Minute in einen Rausch. Von Enzo Sutera (Gitarre) bis Massimo Patti (Bass) gelingen jedem Spieler traumhafte Treffer. Selbst der Libero Apprendi fängt an zu zaubern. Das Publikum hält es ob dieses druckvollen Spiels nicht mehr auf den Sitzen.Nach der regulären Spielzeit verlässt die Mannschaft den Platz, kehrt aber wenig später zurück, um sich bei den Fans zu bedanken. Obwohl das Team am Vorabend noch ein Freundschaftsspiel in seiner Heimat bestritt und nur wenige Stunden Schlaf fand, war von Stress nichts zu spüren. Es wurde auch niemand angespuckt.

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