Skandal auf Buchmesse

Berlin. (dpa) Schwere Vorwürfe gegen die jüngste Frankfurter Buchmesse hat das Middle East Media Research Institut (Memri) in Berlin erhoben. Auf der Messe seien ohne Beanstandungen zahlreiche Bücher aus arabischen Ländern mit antisemitischem Inhalt präsentiert worden.

Dies erklärte der Leiter des Berliner Memri-Büros, Jochen Müller, in Beiträgen für den "Tagesspiegel" und der "Frankfurter Rundschau" vom Donnerstag. Ein großer Teil der arabischen Bücher zur politischen Lage im Nahe Osten sei eindeutig antisemitisch gewesen. Die Messeleitung sei dagegen nicht eingeschritten, um das Verhältnis zur Arabischen Liga nicht zu belasten, erklärte Müller. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Die arabische Welt war Schwerpunkt der diesjährigen Buchmesse. Als Beispiele nannte Müller ein saudisches Buch mit dem Titel "Terror und Gewalt im zionistischen Denken". Auf dem Einband werde eine Blutlache, ein mit einem Totenkopf versehener Davidstern und prügelnde israelische Soldaten gezeigt. In einem anderen Buch über die jüdisch-türkischen Beziehungen behauptet die ägyptische Dozentin Huda Darwisch, die Juden hätten in den Staaten, in denen sie lebten, schon immer nur eigene Interessen verfolgt. Ein anderes Werk behauptet, neben Thora und Thalmud seien die "Protokolle der Weisen von Zion" ein Schlüssel für die Analyse des "jüdischen Charakters". Der Autor Mohamed Al-Salmawi, der zur Eröffnung neben Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gesprochen hatte, sei ein offener Leugner des Holocaust, betonte Müller. Bei der Einladung Al-Salamwis habe die Buchmesse offenbar nicht aufgepasst. Zwar habe es schon während der Messe Proteste gegeben. Die Staatsanwaltschaft habe aber keinen Anlass zum Eingriff gesehen. Laut Müller stand für die Messeleitung "offensichtlich das Bedürfnis nach Harmonie im Vordergrund des propagierten Dialogs mit der arabischen Welt". Das 1998 in den USA gegründete Memri untersucht aktuelle Ereignisse und Entwicklungen im Nahen Osten und wertet die Medien der Region aus.

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