Skurril, absurd, dramatisch

"Total Theater" - so hieß im Kulturhauptstadtjahr 2007 das erste Kooperationsprojekt der Theater in der Großregion. Dank einer Initiative aus Trier gibt es im Oktober 2008 eine Neuauflage mit Produktionen aus Thionville, Luxemburg, Namur und Trier, die als Festival durch die Häuser touren.

Trier. Im Stadttheater ist man froh, den zweiten Durchgang in trockene Tücher bekommen zu haben. "Es war nicht einfach", sagt Chefdramaturg Peter Oppermann - ein diplomatisch verklausulierter Hinweis darauf, dass andernorts in der Großregion im Jahr nach der Kulturhauptstadt mancher in Sachen Kooperation etwas müde geworden ist.

Aber weil das Mainzer Kulturministerium hinter dem Projekt stand und auch finanziell half, bekommen die Theaterbesucher wieder die Chance, einen Blick über den Tellerrand auf Schauspiel-Produktionen der Nachbarn zu werfen. Oppermann macht keinen Hehl daraus, dass er mit der viertägigen Werkschau vom 16. bis 19. Oktober an das erfolgreiche "Maximierung Mensch"-Festival im Mai anknüpfen und das neu gewonnene Publikum kontinuierlich ans Trierer Theater binden will.

"Total Theater" knüpft aber auch an die Tradition der Ära Weber an, neue Spielorte auszuprobieren. Mit der Eröffnung geht man passend zum Thema in die Europäische Kunstakademie. Dort steigt am 16. Oktober die Uraufführung eines neuen Stückes des Luxemburger Autors Nico Helminger. "Seven up and some down" ist die Konfrontation eines Schauspielers (Marco Lorenzini) mit Figuren aus einem Ensemble der Bildhauerin Marie-Josée Kerschen. Eine fast kriminalistische Geschichte um die Frage nach Wahrheit und Schuld schält sich aus den Dialogen zwischen Mensch und Kunstwerk heraus. Zum ersten Mal gibt das Luxemburger Nationaltheater (TNL) mit diesem Stück eine Uraufführung nach Trier - erst danach wandert es nach Luxemburg zurück.

Für Freunde des absurden Theaters dürfte der Besuch des Belgiers Charlie Degotte und seiner Truppe ein besonderer Leckerbissen sein. Degotte, Sohn eines legendären Karikaturisten, macht seit Jahren durch seine skurrilen Produktionen auf sich aufmerksam - darunter 10-Minuten-Versionen von Shakespeares "Lear" oder Puccinis "Tosca".

Sein Stück "Djü", das er für Trier eigens neu eingerichtet hat, verspricht Außergewöhnliches: Fünf unerschrockene Schauspieler versuchen, den Weltrekord des Nichtstuns auf der Bühne zu brechen, der seit den 70er Jahren von einem berühmten Luxemburger Akteur gehalten wird. Wobei sie tunlichst vermeiden wollen, wie ihr berühmtes Vorbild nach 37 Stunden des Schweigens auf der Bühne vom Publikum gesteinigt zu werden.

Die Kritiken nach der Premiere Ende letzten Jahres in Namur waren euphorisch: Gelobt wurden der schräge Humor, der gekonnte Umgang mit dem Absurden und die dennoch vorhandene Poesie. "Djü" ist am 17. Oktober im Szeneclub "Forum" in der Hindenburgstraße zu sehen.

An gleicher Stelle präsentiert das "Centre Dramatique de Thionville" am 18. Oktober den Monolog "La Maison" nach der Schriftstellerin Marguerite Duras. Cécile Gérard setzt die fast tagebuchartigen, autobiografisch geprägten Texte über den Alltag und die Arbeit einer Autorin in bewegende Szenen um. "La Maison" gastierte unter anderem in Paris und Avignon und ist in Trier mit deutschen Untertiteln zu sehen.

Ähnlich wie bei "Maximierung Mensch" sind die Vorstellungen mit einer kurzen Werkeinführung und einer anschließenden Chill-out-Party gekoppelt. Den Abschluss von "Total Theater" bildet die Premiere des neuen Trierer Tanztheater-Stücks "Piaf" am 19.Oktober im Großen Haus.

Detail-Informationen: www.theater-trier.de

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