"So gut hört man das selten!"

Trier · Die Egerländer Musikanten bringen Blasmusik der Spitzenklasse in die Europahalle.

 Ernst Hutter leitet die Egerländer Musikanten. TV-Foto: Daniel John

Ernst Hutter leitet die Egerländer Musikanten. TV-Foto: Daniel John

Foto: Daniel John (daj) ("TV-Upload John"

Trier Die böhmische Blasmusik hat's schwer: Im Fernsehen und im Radio findet sie praktisch nicht mehr statt. Und auch viele Musikvereine spielen inzwischen häufiger "Star Wars", "Phantom der Oper" und "Abba"-Medleys statt Polkas und Märsche. 1150 Besucher in der ausverkauften Europahalle zeigen aber: Ihr Publikum hat die Musik der von Ernst Mosch (1925-1999) gegründeten Egerländer Musikanten noch immer. Ernst Hutter, der nach Moschs Tod die Leitung des Orchesters übernommen hat, spricht von "unserer Hochburg Trier".
Im Publikum sind viele, die selbst Musik machen: Alois Eberhard aus Kenn zum Beispiel. Der Klarinettist leitete lange Jahre die Orchester des Trierer Walzwerks und der Bundeswehr auf dem Grüneberg. Ihn fasziniert vor allem der Klang der beiden Tuben: "So gut hört man das nur selten", lobt er. Mit "Dicke-Backen-Musik" hat das, was die Egerländer präsentieren, nämlich nichts zu tun: Viele der Kompositionen sind Bravour-Stücke, bei denen die Solisten ihr ganzes Können zeigen dürfen - zum Beispiel, wenn sich die beiden Trompeter Jörg Brohm und Markus Privat um die höchsten Töne duellieren oder Schlagzeuger Holger Müller das Besteck zur "Löffelchen-Polka" schwingt. Alle Musiker beherrschen zudem auch andere Stilrichtungen. Drei Beispiele: Ernst Hutter spielt Posaune in der SWR Big Band und beim klassischen Stuttgart Brass-Quartett, Peter Laib (Tuba) ist Mitglied der Hip-Hop-Blaskapelle Moop Mama, Edgar Wehrle (Posaune) ist beim Philharmonischen Orchester Hagen unter Vertrag.
Mosch, im tschechischen Zwodau geboren, verließ nach dem Krieg als Vertriebener seine Heimat und kam zu Erwin Lehn ins Tanzorchester des Süddeutschen Rundfunks. Mit einigen seiner Kollegen, die teilweise ebenfalls aus Böhmen stammten, gründete er die Egerländer Musikanten. Sein Orchester war so etwas wie sein musikalischer Vertriebenenverband, mit dem er die Tradition pflegte. Zwar waren die Egerländer keine Hitparaden-Stürmer, dafür aber ein Muster an Beständigkeit: Von mehreren Hundert Produktionen verkauften sie mehr als 40 Millionen Tonträger. Und zumindest ein Titel hat Kultstatus erlangt: Als der Musikverein Monzelfeld im vergangenen Jahr zu seinem Jubiläum ein 25-stündiges Dauer-Blasmusizieren veranstaltete, wurde eigens ein "Franzometer" aufgestellt. Damit wurde gemessen, wie oft "Auf der Vogelwiese" der nicht ganz so trinkfeste Franz einen hebt. Ganze 29 Mal intonierten die beteiligten Vereine das Stück, und der arme Franz lag endgültig unterm Tisch. Das Publikum in der Europahalle spendet dem Orchester und den Gesangssolisten Katharina Praher und Nick Loris stehend Beifall und stimmt ein bei "Bis bald, auf Wiedersehen!".
GEWINNER SPIELEN BEI KONZERT


Extra

Vor dem Konzert haben sich die Seiwerather Musikanten im Foyer präsentiert. Sie hatten den Auftritt beim Wochenblatt des Trierischen Volksfreunds, Die Woch, gewonnen. "Eine einmalige Erfahrung!", schwärmt der Vorsitzende Rudi Horper. Wie die Egerländer hat sich die Kapelle aus der Eifel ganz der traditionellen Blasmusik verschrieben. Die nächsten Auftritte des Orchesters sind am Maifeiertag bei der Grenzlandschau in Prüm und am Sonntag, 7. Mai, ab 10.30 Uhr beim Frühlingsfest der Blasmusik in Schönecken.

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