Sommersonne, Orgelglanz

GROSSLITTGEN. Orgelkonzerte haben in der Abteikirche Himmerod Tradition. Seit 1999 setzt Organisator Wolfgang Valerius vorsichtige neue Akzente. Und sammelt weiter für die Erneuerung der großen Klais-Orgel.

Allein die Stimmung lohnt den Besuch. Die Sommersonne taucht die große, massige und doch helle Abteikirche Himmerod in ein warmes, freundliches Licht, das alle monastische Strenge vergessen macht. Draußen im Eifeltal, in dem sich vor mehr als 800 Jahren das Zisterzienserkloster niedergelassen hat, ergänzen sich die Betriebsamkeit der Gäste und die Idyllik der Landschaft zu einem erstaunlich harmonischen Zwei-klang. Und dazu die Musik von der großen, viermanualigen Klais-Orgel: Stilvoll, platitüdenfrei, aber in diesem Ambiente doch gelöst und ohne Ansprüche. Seit die Orgel im Jahr 1962 von der Bonner Werkstatt Klais als Opus 1238 installiert wurde, finden in Himmerod Konzerte statt. Meist treten Interpreten mit solidem Können, freilich ohne Starglanz, auf. Wolfgang Valerius, der die Veranstaltungsreihe seit 1999 betreut, hat schon in den zurückliegenden Jahren Akzente vorsichtig neu gesetzt, hat die Orgel mit einem Melodieinstrument kombiniert, führte eine "Zisterziensernacht" ein, ließ Chöre auftreten.Der "Senior" auf der Orgelbank zählt 40 Jahre

"Young Persons' Guide to the Organ", lautet in diesem Jahr der Sammeltitel der Orgelkonzerte. Der bezieht sich auf Benjamin Brittens "Young Person's Guide to the Orchestra". Aber anders als Britten zielt der Himmeroder Veranstalter nicht auf junge Hörer, sondern auf junge Interpreten. Gerade mal 40 Jahre ist der "Senior" Ansgar Wallenhorst alt, die meisten sind Ende der 70er Jahre geboren, der 30-jährige Gereon Krahforst (Paderborn) ist jüng-ster Domorganist Deutschlands, und Mareile Schmidt, Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes und Mendelssohn-Preisträgerin, gehört sogar zum Jahrgang 1982. "Die jungen Musiker haben eine neue Beziehung zur Orgel", sagt Wolfgang Valerius. Sie sei zunächst Konzertinstrument und erst in zweiter Linie sakral. Darum werden neben den klassischen Programmen mit Bach im Zentrum auch weltliche Kompositionen zu hören sein. Auch der Trierer Bachchor, der unter Leitung von Martin Bambauer am 22. Mai auftritt, konzentriert sich auf Ungewohntes und teilweise Weltliches: neben Bruckner Musik von Debussy, Fauré und Arvo Pärt, freilich auch Bach und Alain. Die Zisterziensernacht (20. August) dagegen bietet nach dem Abendgebet der Mönche "Klangräume" mit dem Vokalensemble Cantamus aus Trier romantische Orgelmusik mit Krzysztof Ostrowski und Musik der Zisterzienser mit dem Berliner Ensemble "Vox nostra". Valerius engagiert sich auch für die Erneuerung der Orgel. Es gebe Verschleißerscheinungen, auch manche technische Neuerung sei sinnvoll und vielleicht auch die Installierung eines neuen Registers. Noch allerdings sei das Instrument spielbar. Die Kosten einer Restaurierung belaufen sich auf 125 000 Euro. Rund 80 000 Euro stehen durch einen glücklichen Zufall zur Verfügung. Die restlichen 45 000 Euro sollen durch Spenden zusammenkommen.

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