Spaß mit dem Frauenarzt

ESCH/ALZETTE. Eine Halle mit 3000 springenden Menschen, die schwitzen und sich verbiegen, während vorne ein Arzt auf Solo-Pfaden mit seinem "Racing Team" die Menge anfeuert, noch die letzten Takte durchzuhalten: ein würdiger Abschluss der "Heiß! Heiß! Heiß!"-Tour, die Farin Urlaub nach Luxemburg führte.

Das Lied "Zehn" ist der absolute Höhepunkt des Abends in der Rockhal, eine einzige Aufforderung an das Publikum, zu springen, zu hüpfen und sich völlig seinem Bewegungsdrang hinzugeben. Und das Publikum ist äußerst willig, dieser Versuchung nachzugeben. Bester Beleg: die vierköpfige Mädchengruppe, die auf ihren T-Shirts die Aufschrift "Feucht! Feucht! Feucht!" durch die Gegend trägt. Für die Fans ist klar, welcher der Ärzte der beste ist. Sei es "Phänomenal egal", "Dusche" oder "Am Strand", die Lieder werden mitgesungen, mitgehüpft und mitgefeiert. Dazu kommen die erhobenen Fäuste, für Farin ein eindeutiges Signal: "Das heißt: ,Ich bin dabei, egal was der Typ da vorne für einen Schwachsinn erzählt!'" Und Schwachsinn gibt es an diesem Abend reichlich. Von der La-Ola ohne Arme mit Kniebeugen bis zu Farins Anleitung zum Klatschen für Anfänger. Urlaub: "Es gibt drei Arten von Applaus: den höflichen Applaus, den herzlichen Applaus und den rockigen Applaus. Und nur den brauchen wir heute Abend." Mit seinem "Racing Team", bestehend aus vier Background-Sängerinnen, Bassistin, Gitarristin und Schlagzeugerin, gibt sich Urlaub gut gelaunt ganz der Rolle als Hahn im Korb hin, und er genießt es sichtlich, mit seiner "Lesbengruppe" unterwegs zu sein. Lediglich die drei männlichen Bläser im Hintergrund stören hier den Gesamteindruck. Schnell wird deutlich, dass alle mit Spaß bei der Sache sind. Der Sänger der "Ärzte" hatte zum Abschluss der Tour einige Überraschungen angekündigt, und er hielt Wort. Welcher Rockstar hat schon ein Posaunensolo im Programm? Höhepunkt dieser etwas außergewöhnlichen Show war das Blockflötensolo einer Backgroundsängerin, mit Taschenlampen angestrahlt von ihren Bandkollegen. Musikalisch präsentiert sich das Farin Urlaub Racing Team (FURT) vielseitig und abwechslungsreich, aber immer tanzbar und stimmungsvoll, textlich zog sich das Oberthema Liebe und Verlassenwerden wie ein roter Faden durch die Songs, unterbrochen von ironischen Hommagen an den Staat oder paranoiden Liedern über gewaltätige Küchengeräte. Jugendfrei sind sowohl Texte als auch Anekdoten nicht so wirklich. Das beginnt schon mit dem kleinen Zwiegespräch Farins mit seiner Bassistin Cindia, deren Gitarrengurt angeblich rieche wie ein alter Mann im Schritt, woraufhin sich natürlich die Frage anschloss, woher sie das denn wisse. Die schlagfertige Entgegnung kommt sofort: So jung sei Farin ja auch nicht mehr... Zum Abschluss fragt er ins Publikum: "Gibt es jetzt hier noch jemanden, den ich noch nicht beleidigt habe?" Zur Versöhnung singt er dann "Wenn Luxemburg eine Frau wäre, würde ich mit ihr schlafen wollen" - dabei helfe sicherlich auch sein Bankkonto bei ihr.

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