Spider

(U. M.) Dennis Clegg hat nach vielen Jahren in einer psychiatrischen Heilanstalt in einer staatlichen Pension für sozial schwierige Fälle Unterkunft gefunden. In sich versunken murmelt er unverständliche Sätze und kritzelt Aufzeichnungen in ein Notizbuch.

Wie vernagelt scheint Cleggs Wahrnehmung der Wirklichkeit, doch öffnen sich immer wieder abrupt Fenster in seine Vergangenheit, als er ein kleiner Junge war und miterleben musste, wie der brutale Vater (ausgesprochen fies: Gabriel Byrne) der geliebten Mutter übel mitspielte und sie schließlich ermordete. Der jüngste Kinowurf des kanadischen Kult-Regisseurs David Cronenberg ist eine verstörende Bilderreise durch Landschaften einer schizophrenen Seele - ein kafkaesker Schocker ohne Schockeffekte. Betont langsame Bildfolgen durch ein deprimierend tristes Szenario der modrigen Brauntöne und ineinander strömende Zeit- und Handlungsebenen fügen sich zu einem subjektiven Blickwinkel, der in trügerischer Eindeutigkeit einer enthüllenden Schlusspointe entgegenstrebt. Cronenbergs fein ziselierte Inszenierungskunst erweist sich dabei jedoch rasch als Geduldsprobe. Ralph Fiennes ( Foto: dpa ) haucht zwar diesem Psychogramm einer ödipal verstrickten Selbstflucht mit intensiver Schauspielkunst eine unerquickliche Wahrhaftigkeit ein, während Miranda Richardson in den drei Frauenrollen (Mutter, Hure, Wirtin) eine tour de force mimischer Flexibilität bestreitet. Der zähe Erzählfluss aber bewirkt zuerst und vor allem - Langeweile. (Broadway, Trier)

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