Spiel-Raum für Experimente

Zur vierten Kammermusik-Matinee des Philharmonischen Orchesters wanderten die Musiker von ihrem inzwischen angestammten Spielort, dem Römersaal der Vereinigten Hospitien, auf den Petrisberg. Schauplatz war das Theater und Varieté Chat Noir in der Max-Planck-Straße. Experimentelles stand auf dem Programm.

Trier. Diesmal sollte das Publikum nicht in den gewohnten Reihen auf harten Stühlen sitzen, sondern es gab gemütliche Sessel um einen Tisch herum. 14 Musiker, teils Mitglieder der Philharmonie, teils Gäste des Orchesters, schickten sich an, ein opulentes Programm unter dem Motto "Moderne und Experimentelle Musik" in einem Raum zu gestalten, der originär über eine sehr gute, aber trockene Sprechakustik verfügt. Ungnädig also für die Ausführenden - und für jemanden, der sein Instrument nicht beherrscht, äußerst heikel. Eine Voraussetzung aber, mit der die Akteure mit Leichtigkeit fertig wurden.Zweifellos ist gerade der Bereich der experimentellen Musik immer auch ein Gefahrenbereich, wenn es um die Zustimmung des Publikums geht, und so war es sehr erfreulich, dass eine beträchtliche Anzahl von Zuhörern den Weg auf den Petrisberg gefunden hatte. Ihnen wurde ein vielfältiges Programm geboten, eine gute Plattform also, um eine Lanze für das kompositorische Geschehen unserer Tage zu brechen. Aber genau hier lag auch die Krux der Matinee. Gerade die experimentelle Musik bedarf häufig einer Erläuterung, das Geschehen und die dahinter stehenden Gedanken müssen erklärt werden. Kein Problem stellten Werke wie "Le petit oiseau va sortir" von Hitomo Kaneko oder die Hommage an Johann Sebastian Bach "Parvula Corona Musicalis" von Ernst Krenek dar. Diese Werke erklärten sich von selbst.Tolles Klangerlebnis - zu wenig Hintergrund

Die Auswahl aber etwa von fünf der zwölf Kompositionen, die Hans Zender unter der Überschrift "Modell" verfasste, hätte einige erklärende Worte gebraucht. Es ist schön, wenn dem Konzertbesucher die Biografien der Komponisten als Ausdruck mitgegeben werden und die Lebensläufe der einzelnen Musiker vom Moderator erzählt werden. Interessanter aber als die Studienorte der Ausführenden wäre es gewesen, wenn die Zuhörer erfahren hätten, womit Zender in seinem Werk experimentiert, was er sich gedacht hat, welches Ziel seine Komposition verfolgt. Das reine Klangerlebnis, mag es noch so hochwertig sein, reichte nicht aus. Die Räumlichkeiten und das Können und Engagement der Musiker boten eine optimale Plattform, deren Chancen man beim nächsten Mal besser nutzen sollte.

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