Spritzig und traurig

Wittlich . (gkl) Ausnahmsweise nicht in die Synagoge, sondern in die katholische Pfarrkirche St. Markus hatte der Musikkreis Wittlich zum Konzert geladen. Zu Gast war das Ensemble "Sinfonietta Köln" unter der Leitung von Cornelius Frowein, das auf der Bühne der Synagoge nur schwerlich Platz gefunden hätte.

Spritzig begann die Sinfonietta Köln unter der Leitung von Cornelius Frowein ihr Konzert in der katholischen Pfarrkirche St. Markus in Wittlich. Eingeladen hatte das Ensemble der Musikkreis der Stadt. Am Anfang des Programms stand das Concerto g-moll für Streichorchester von Antonio Vivaldi, im Ryom Verzeichnis die Nr. 152. Vom ersten Takt an gestaltete Frowein das Werk sehr beherzt, mit Schwung und fast schon barockem Übermut, wodurch nicht Wenige beim Schlussakkord gedacht haben mögen: "Schade das es schon vorbei ist." Schade war auch, dass sich der Elan, mit dem Frowein sich Vivaldi widmete, bei Wolfgang Amadeus Mozarts Adagio, der Fuge in c-moll (KV 546) und auch bei Carl Philipp Emanuel Bachs Es-Dur Concerto für Oboe und Streichorchester einiges an Schwung verloren hatte. Mozarts Hommage an den großen Thomaskantor und dessen kontrapunktisches Können war durchaus Eindrucksvoll, vor allem auch, weil sich das Orchester auf einem satten Fundament in der Bassregion gründete, aber in der Ausführung mangelte es doch etwas an Konsequenz. Die Zielsicherheit, mit der man den Venezianer gestaltet hatte, war beim Wiener nicht mehr so deutlich. Für Bachs Oboenkonzert hatten die Kölner den Solo-Oboisten der Bochumer Symphoniker, David Strunck, mit in die Säubrennerstadt gebracht. Hätte Frowein den Solisten, der mit einem betörend schönen Ton seinen Part absolvierte, so gelassen, wie der offensichtlich wollte, wäre der Anschluss an die Konzerteröffnung perfekt gewesen. Struncks interpretatorisch nachvollziehbares Drängen aber wurde von Frowein teilweise ausgebremst. Schade.Wehklagen des Komponisten

Anders wurde es im zweiten Teil des Konzertes, in der Dmitri Schostakowitschs Streichquartett Nr. 8, Opus 110, in der Orchesterbearbeitung von Rudolf Barschai erklang. Hier tat sich eine ganz andere musikalische Welt auf, die Frowein und sein Ensemble mit bedrückendem Leben füllten. Sicherlich gewann die Interpretation auch durch die "hallige" Akustik des Kirchenraumes, aber es war die dadurch unterstützte Substanz, die über weite Strecken sehr stimmig war. Deutlich war die Verzweiflung und das Wehklagen des Komponisten zu hören, das er, angesichts der zerstörten Stadt Dresden musikalisch verarbeitet hat. Deutlich wurde die Hoffnungslosigkeit, die so gar keinen Platz für einen Schimmer der Zuversicht lässt. Es ist Frowein zu verdanken, dass er sich trotz sehr lang anhaltendem Applaus nicht mit einer Zugabe bedankte. Nach dieser Interpretation durfte nichts mehr kommen.

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