Stürmische Beziehungskiste

Die Trierer Antikenfestspiele gibt es im zehnten Jahr. Und genau so lange gibt es auch Pleiten, Pech und Pannen beim Wetter. Kaum ein Jahr, in dem Petrus das Festival ungeschoren ließ. Am Freitag (21 Uhr) hoffen "Samson und Dalila" auf mehr Glück als bei der Premiere letzte Woche. Zur Einstimmung eine Chronik der Schauer, Stürme, Winde, Fröste:

 Er trotzte dem Trierer Regen und setzte so bei den ersten Festspielen ein Zeichen: Sir Peter Ustinov in „Des Esels Schatten“ vor der Porta. Foto: TV-Archiv

Er trotzte dem Trierer Regen und setzte so bei den ersten Festspielen ein Zeichen: Sir Peter Ustinov in „Des Esels Schatten“ vor der Porta. Foto: TV-Archiv

Trier. (DiL) Schon im Startjahr 1998 stand ausgerechnet Gaststar Peter Ustinov im Regen. Bei "Des Esels Schatten" von Richard Strauss saß der große alte Mann einsam unter einem Schirm vor der Porta. Das Orchester hatte sich zurückgezogen, die Musik kam nur noch von einem unerschütterlichen Pianisten. 1999 pokerte Intendant Lukas-Kindermann bei der Eröffnungs-Premiere mit Strawinskys "Oedipus Rex" buchstäblich bis zur letzten Sekunde. Leider hatte er schlechte Karten, denn Schlag 21 Uhr, als es los gehen sollte, fegte ein veritables Unwetter mit Regen und Sturm durchs Amphitheater. Der Umzug nach St. Maximin führte mangels Vorbereitung zum völligen Chaos, die Vorstellung begann erst, als es schon auf Mitternacht zuging.2000 ging die Sache dann so richtig in die Hose. Bei "Salomes" zweitem Auftritt gab es Schleierwolken statt Schleiertanz, aber als der Intendant wieder im allerletzten Moment umziehen wollte und in Maximin nicht einmal Notenpulte standen, streikten die Luxemburger Philharmoniker, was dazu führte, dass das Publikum unverrichteter Dinge gehen musste. Das Schauspiel "Die Perser" schaffte es bei Dauerregen erst gar nicht ins Freie.2002 erwischte es eine Vorstellung von "Orpheus in der Unterwelt". Es begann zu gießen, und eine Viertelstunde vor Schluss mussten die ziemlich sauren Zuschauer auf das große Finale mit Guildo Horn und Co. verzichten.2003 kamen Tausende, um Julius Caesar mit Fernsehstar Ralf Bauer zu sehen. Die letzte Vorstellung musste wegen Regens in die Arena verlegt werden, wo das Theater aber vergessen hatte, eine Lautsprecheranlage aufzustellen. Die Schauspieler setzten sich ins Publikum und deklamierten ihre Texte, damit überhaupt jemand etwas verstand.2004 spielte Offenbachs "Schöne Helena" zwar bühnenbildlich am sonnigen Strand von Troja, aber Temperaturen von unter zehn Grad ließen den Atem der Sänger sichtbar werden und die Instrumente des Orchesters in den Kaiserthermen einfrieren. 2005 war wieder die Auftakt-Premiere verhagelt: Verdis "Attila" ließ seine Truppen in der Arena marschieren.2006 fügte der Unglücks-Serie bei den Eröffnungs-Premieren eine neue Variante hinzu: Einige Regentropfen sprengten "Ariadne auf Naxos", und weil es kein Mikro gab, um dem Publikum zu sagen, dass es weitergeht, und weil ohnehin keiner mehr große Lust hatte, fand die zweite Hälfte der Oper vor leeren Rängen statt.

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