Staatliche Weinbaudomäne Trier

(er) "Im Wein liegt Wahrheit" weiß der Volksmund. In Trier liegen Wein und Wahrheit manchmal höchst beeindruckend unter Tag - so wie in den Kellern der Staatlichen Weinbaudomäne. Über mehr als 5000 Quadratmeter dehnen sich die Weinkatakomben zu beiden Seiten der Sichelstraße aus.

Bis unter den Altbau des Max-Planck-Gymnasiums reicht die größte Kelleranlage der Altstadt auf der einen Seite. Gegenüber dehnt sie sich bis unter den neuromanischen Bau der "Neuen Regierung" aus, dem heutigen Katasteramt. Manch einer, der genug vom Schul- oder Behördenstress hat, mag da auch heute noch Lust verspüren, zuweilen über die hauseigene Treppe in die gruftigen Gewölbe des Weins abzutauchen. Wie in einer Krypta lagert dort unten Fass neben Fass. Rüttelbretter stehen in den Gängen. Ein angenehmer Geruch nach Wein durchzieht das Gemäuer. Hinten öffnet sich die Schatzkammer mit ihren sagenhaften Jahrgängen ab 1920. Allein die blitzenden Stahltanks im hallenartigen Mittelteil der Anlage signalisieren, dass sich der weinselige Besucher in einem hochmodernen weinwirtschaftlichen Betrieb des 21. Jahrhunderts befindet. Als 1902 der Kgl. Landbauinspektor Jaffke sein unterirdisches Kellerreich entwarf (zum Bauprogramm gehörten auch Katasteramt und Gymnasium), da war der Zeit - trotz einiger Jugendstil-Eskapaden - nach Rückblick auf bewährte Stile. Wie im ein Jahr später erbauten neuen Kataster- und Steueramt oben, gab man sich auch unterirdisch neuromanisch mit mächtigen Pfeilern und Tonnengewölben. Fortschrittlicher als beim Bau war man in der Betriebsführung. Stolze 2000 Fuder Wein können in den Kellergewölben gelagert werden, die mit den zugehörigen Gütern und Einrichtungen zum Zeichen einer aufstrebenden Weinwirtschaft und einer zukunftsweisenden Weinförderung wurden. Nach ermutigenden Erfahrungen im Rheingau hatte sich die preußische Regierung zum Ende des 19. Jahrhunderts entschlossen, auch an Mosel und Saar Weinbaudomänen einzurichten. 1901 entstand neben Serrig und Ockfen die Domäne im Aveler Tal bei Trier. Gemeinsam mit den zugehörigen Landes-, Lehr- und Versuchsanstalten betrieben sie Weinforschung und entwickelten rationelle Methoden für den Weinbau. Es versteht sich, dass für die Güter eine zentrale erweiterungsfähige Kelleranlage wie die in der Sichelstraße unumgänglich war. Wer sich gebührend von den Kellern hat beeindrucken lassen, der sollte noch einen Blick in die einstige Küferei und in das Wohnhaus des Kellermeisters im Landhausstil an der Ecke des Grundstücks werfen. Trotz besserer Tage ist die Innenausstattung noch immer beachtlich. Die Sicherung der Substanz und etwas Pflege sollte das schmucke Haus seinen Besitzern allerdings wert sein. Staatliche Weinbaudomäne, Sichelstraße 6, geöffnet am 14. September von 11-17 Uhr, Führungen, Weinpräsentationen.

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