Stillgestanden und immer recht freundlich

Schon unsere Großeltern wussten: Man ist, was man darstellt. Eine Ausstellung zur fotografischen Selbstinszenierung im Laufe der Fotogeschichte zeigt das Landesmuseum Trier. Die Schau ist Teil des Ausstellungsprogramms der rheinland-pfälzischen Generaldirektion Kulturelles Erbe.

 Wolfgang Horbert und Katrin Seidel haben die Ausstellung organisiert. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Wolfgang Horbert und Katrin Seidel haben die Ausstellung organisiert. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Wer seine Haut nackt zu Markte trägt, hat dafür seine Gründe, so wie das Paar des Trier er Fotografen Yaph zu Anfang der neuen Ausstellung "Bilder machen Leute" im Trierer Landesmuseum. Das Anliegen der außerordentlich umfangreichen und gut gegliederten Schau ist klar: Es geht um die Inszenierung des Menschen durch die Fotografie im Laufe der Fotogeschichte.

Riesiger Fundus an Fotografien



Die Aufarbeitung des fotografischen Erbes ist eine grundsätzliche Aufgabe der Ausrichter, des Landesmuseums Koblenz. Das Haus auf der Feste Ehrenbreitstein verfügt über einen riesigen Fundus an historischen Fotografien, Dokumenten und Zeugnissen zum Thema.

Für die Trierer Schau haben die Kuratoren Katrin Seidel und Wolfgang Horbert zudem auf private Leihgeber zurückgegriffen, wie den Fürsten Wied. "Ich freue mich, dass wir hier auch einmal andere Themen als nur Römisches zeigen können", betont Museumschef Eckart Köhne den traditionellen Querschnittcharakter der Landesmuseen. Als Kabinettstück haben die Ausstellungsmacher die schwierige Raumsituation des Hauses gemeistert. Den großen Sälen haben sie Wände eingefügt, die intime Räume schaffen, die den meist klein- und kleinstformatigen Arbeiten gut tun. Systematisch und übersichtlich ist die Schau aufgebaut. Es beginnt mit der Daguerrotypie, der Urmutter des Fotos. Deutlich wird, wie sehr sich Fotografie in ihren Anfängen als Ersatzmalerei verstand. Beim Porträt, das nun nicht länger Privileg reicher Leute, sondern jedermann zugänglich war, bekommt das Foto sogar demokratische Bedeutung. Im Mittelpunkt der Schau steht die fotografische Selbstinszenierung im Zeitenwandel und das darin ausgedrückte Selbstverständnis und soziale Ansehen. Die Bilder entwickeln sich sozusagen vom Individuum zum gesellschaftlichen Verbund, vom Porträt über das Paar zu Familie und Gruppe. Hochzeit, Taufe, Tod, Fahrradverein, Kriegsdienst und natürlich die allergnädigsten Majestäten, dazu Berühmtheiten aller Art: Was Menschen der Selbstdarstellung wert halten, ist zu besichtigen. Nicht zu vergessen die Werbung als Produzent von Menschenbildern. Man kann die Schau auch anders angehen und sich über die interessanten Bildnachrichten aus fernen Zeiten freuen und über die zum Teil exzellenten Fotos, wie die Porträts von Jacob Hilsdorf oder die seltenen Erst abzüge von August Sander im angegilbten Museumston. Hochinteressant: die Fotos von Alfred Eisenstaedt aus den 30er Jahren. Unter den zeitgenössischen Arbeiten ragt Roswitha Kasters WM-Foto hervor.

Bis 11. Januar 2009, Di -So, 9.30-17.30Uhr, Tel.: 0651 9774-0, www.landesmuseum-trier.de, Begleitprogramm.

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