Stimmgewalt im Zehnerpack

Trier · Das australische Ensemble „The Ten Tenors“ hat am Freitag sein Gastspiel in der Trierer Europahalle gegeben. Von Oper bis Rock reicht das Repertoire der jungen Tenöre, die auf ihrer Nostalgica-Tournee eine Zeitreise mit beliebten Melodien unternehmen.

 Die Ten Tenors in Trier.

Die Ten Tenors in Trier.

Foto: Daniel John

Ob Carreras oder Caruso, Pavarotti oder Potts – viele Tenöre haben es zu großen Stars gebracht, nicht nur beim klassischen Opern-Publikum. Die „Ten Tenors“ aus Australien, die mit geballter Stimmgewalt gleich im Zehnerpack auftreten, funktionieren dagegen nur als Ensemble. Jeder einzelne von ihnen ist austauschbar, wie die im Lauf der Zeit immer wieder wechselnde Besetzung zeigt. Dass sie sich im Stile einer Boygroup für die Zielgruppe jenseits des Teenager-Alters Spitznamen wie „Panda“ oder „Biscuit“ geben, ändert daran nur wenig.
Am Freitagabend haben die jungen Sänger in der Trierer Europahalle ihren musikalischen Gemischtwarenladen eröffnet und zum Rundumschlag quer durch Klassik, Pop und Rock ausgeholt. „Nostalgica“ heißt das Motto der aktuellen Tournee, bei der bekannte und beliebte Stücke aller Epochen aufgetischt werden, von Puccini bis Frank Sinatra.
Alle zehn Tenöre verfügen über eine solide klassische Gesangsausbildung, so dass sie stimmlich durchweg zu überzeugen wissen. Die Arrangements dagegen sind oft eher einfallslos. Teils singen alle einstimmig, teils degradiert ein Solist die anderen zum Background-Chor. Nur selten teilt sich das Ensemble auf in mehrere Stimmen, die polyphon gegeneinander ansingen, etwa bei dem Beatles-Klassiker „Blackbird“ oder Louis Armstrongs „What a Wonderful World“, das mit der gleichbedeutenden Zeile „Che Mondo meraviglioso“ im Stil eines italienischen Belcanto kontrastiert wird. Solch musikalischer Humor blitzt nur vereinzelt auf – ihren Sinn für Spaß beschränken die Sänger weitgehend auf die amüsanten halb deutschen, halb englischen Zwischen-Moderationen.
Zusätzlich zu der aus Piano, Schlagzeug und Bass bestehenden Bühnenband werden vom Band häufig Geigen- oder Orgelklänge eingespielt, gegen die auch zehn mikrofonbewaffnete Tenöre ihre Mühe haben, sich durchzusetzen. Dabei könnte vermutlich jeder einzelne von ihnen die Europahalle auch ohne elektrische Verstärkung füllen. „Ich hätte sie gerne auch einmal ohne Mikrofon gehört“, meint daher auch Konzertbesucherin Nicole Zambon aus Luxemburg.
Die Auswahl der Lieder jedoch gefällt dem Publikum: „Es ist eine perfekte Mischung“, findet Wolfgang Treinen aus Trier. „Da ist für jeden etwas dabei.“ Daher ist die Stimmung in der Trierer Europahalle gut, erreicht ihren Höhepunkt mit dem abschließendem 80er-Jahre-Medley und der deutsch gesungenen Zugabe „99 Luftballons“, bei der einige große Ballons durch den Saal schweben. Mit lautem Knall zerplatzen sie im Schlussapplaus.

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