Stolz und Vorurteil

Trier · Anne Ott, Siebtklässlerin am Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier, hat sich im KLASSE!-Projekt in diesem Kommentar mit der Lage von Flüchtlingen befasst.

Trier. Liest man die Leser-Kommentare zu Artikeln über Flüchtlinge in Zeitungen oder Zeitschriften und auf deren Websites, findet man viele Behauptungen, dass Flüchtlinge stehlen oder den Ansässigen die Arbeit wegnehmen würden. Obwohl diese Behauptungen oft nicht belegt werden, bleiben diese Vorurteile immer noch im Raum. Meist sind die Leute dann zu stolz, um ihre Behauptung zurückzuziehen, wenn sich diese als unbegründet erweist. Dies ist oft nachteilig für Flüchtlinge.
Dass Flüchtlinge den Einheimischen die Arbeit wegnehmen, stimmt so nicht. Im Gegenteil, bis ihr Status geklärt ist, müssen sie auf eine Arbeitserlaubnis warten und dürfen gar nicht arbeiten. Solange der Aufenthaltsstatus nicht geklärt ist, stellen viele Firmen keine Flüchtlinge ein, da sie nicht wissen, wie lange sie dort arbeiten können. Ein großer Teil tut sich aber auch aufgrund geringer Qualifikaton und mangelnder Sprachkenntnisse schwer, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Achim Dercks. Meist ist es jedoch so, dass die Bedingungen zur Einstellung völlig gleich sind, vorausgesetzt, es gibt eine Arbeitserlaubnis für den Flüchtling und die Qualifikaton ist vergleichbar.
Auch die Behauptung, dass Flüchtlinge kriminell wären, ist nur teilweise berechtigt, da gerne versucht wird, dies mit der Polizeistatistik zu untermauern. Das ist aber irreführend. Denn die Polizeistatistik erfasst Tatverdächtige, nicht Täter. Daraus kann man lediglich schließen, dass "Ausländer" häufiger unter Verdacht geraten und polizeilich kontrolliert oder angezeigt werden. Ein Beispiel hierfür wären die NSU-Morde: Zehn Jahre lang wurden die türkischen oder griechischen Angehörigen der Opfer von der Polizei als mutmaßliche Täter behandelt, während tatsächlich Deutsche die Täter waren. Auch Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz können zum Beispiel von deutschen Staatsangehörigen gar nicht begangen werden. Und wie Goethe schon gesagt hat: ,,Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.”
Deshalb bin ich gegen Vorurteile, da sie unbegründet sind und zum Nachteil der Flüchtlinge. Außerdem sollte man sich meiner Meinung nach zuerst ein eigenes Bild machen, weil man dann auch eine begründete Meinung darlegen kann.

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