Strapse, Mieder, verbotene Lust: Don't dream it, be it!

Esch-sur-Alzette · Bizarr, lustvoll, glamourös: In der Luxemburger Rockhal waren die transsexuellen Vampire los. Denn dort gastierte am Wochenende das Kultmusical "Rocky Horror Picture Show". Mehr als 1000 Fans feierten mit.

 Er ist die schillerndste Figur im Kultmusical „Rocky Horror Picture Show“: Rob Fowler gibt in der Luxemburger Rockhal den Transvestiten-Boss Frank 'n' Furter. TV-Foto: Mandy Radics

Er ist die schillerndste Figur im Kultmusical „Rocky Horror Picture Show“: Rob Fowler gibt in der Luxemburger Rockhal den Transvestiten-Boss Frank 'n' Furter. TV-Foto: Mandy Radics

Esch-sur-Alzette. Die "Rocky Horror Picture Show (RHPS)" von Richard O\'Brien ist eines vor allem: seit 40 Jahren Kult. Aber sie ist auch verrucht, grotesk, sexy. Und wie sich das für ein Kultmusical gehört, wird auch in Luxemburg wild getanzt und gesungen. 1000 Zuschauer sind in der Rockhal dabei, als Transvestit Frank \'n\' Furter und seine schrägen Gehilfen vom transsexuellen Planeten Transilvania die Bühne einnehmen und das junge Paar Brad und Janet aus seinem biederen Dasein reißen (siehe Extra). Mit ihren eng geschnürten Miedern und Strapsen lassen sie die beiden vor Scham erröten und verführen sie völlig schamlos.
Die Stimmen Furters, seiner Getreuen Magenta, Columbias und seines Dieners Riff Raff sind kraftvoll und überzeugend. Furter glänzt mit Brustwarzen-Piercings und Tattoos am ganzen Körper. Männer wie Frauen tragen sexy Strapse und High Heels. Grotesk geschminkt mit tuppierten Haaren sehen sie ihren Filmoriginalen täuschend ähnlich.
In Luxemburg wird aber noch ein Sahnehäubchen obendraufgesetzt. Der Erzähler, der die erklärenden Parts zwischen den Tanz- und Gesangsszenen spricht, macht das nämlich in geschmeidigem Luxemburgisch. Das ist äußerst charmant. Denn Schauspieler Serge Tonnar lässt sich von den obligatorischen "Boring"-(Langweilig)-Rufen nicht beeindrucken, sondern kontert. "Ich muss hier lesen, die bauen doch grad das Bühnenbild um", entschuldigt er sich. Als er wieder ausgebuht wird, fährt er sich frech durchs Haar, ganz unauffällig den Mittelfinger zeigend. Das Publikum grölt vor Lachen.
Überhaupt ist der Zuschauer bei diesem Kultmusical, das 1975 erstmals verfilmt wurde, von Bedeutung. Auf der Internetseite der Show gibt es detaillierte Anweisungen, wie der Fan die Show zu zelebrieren hat. Bei der Hochzeitsszene mit Brad und Janet wird Konfetti geworfen, bei der Autopanne des Paars im Regen ein Papierhut aufgesetzt und mit Wasserpistolen gespritzt. Der echte Fan weiß genau, wann er den Gummihandschuh anziehen und wann das Knicklicht hochhalten muss - das gilt auch für das Luxemburger Publikum. Schade aber, dass nur wenige verkleidet kamen. Allerdings erfordert es auch Mut, als Mann in Strapsen, Mieder und Pumps zu kommen.
Obwohl die Darsteller ihr Bestes gaben, sprang der Funke nicht auf das gesamte Publikum über. Das mag an der riesigen Halle gelegen haben - Gestik und Mimik der Darsteller waren von weitem kaum zu sehen.
Fazit: solide Darbietung mit guten Stimmen. Die kultigen Songs wie "Dammit Janet" und "Timewarp" muss man einfach lieben. Lob auch für den Erzähler, der trotz kleiner Rolle groß rauskam. Und die Botschaft der RHPS ist immer aktuell: Überschreite deine Grenzen. Befreie dich sexuell. "Don\'t dream it, be it!" MRAExtra

Brad und Janet, frischverlobt und glücklich verliebt, bleiben wegen einer Autopanne bei strömendem Regen auf einer einsamen Landstraße liegen. In einem nahe gelegenen Schloss bitten sie den kauzigen Diener darum, telefonieren zu dürfen. Sie wissen nicht, dass sie bereits erwartet werden. Ein Abgrund der verbotenen Lüste tut sich allmählich vor ihnen auf. In einer schrillen Szenerie mit abgedreht schrägen Figuren, im Bann des exzentrischen Dr. Frank\\'n\\'Furter, beginnt für die unschuldigen Seelen eine Reise in nie geahnte Sphären. Die grenzüberschreitende Botschaft der Horror-Story von der fernen Galaxie Transylvania ist ein Mythos der Obsessionen, der unerhörten Träume und der ewigen Frage nach dem wahren Sinn unseres Lebens. MRA Quelle: www.rocky-horror-show.de

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