Swing-Klassiker in Spitzenqualität

Bernkastel-Kues · Ein wahres Hit-Feuerwerk aus perfekt gespielten Swing-Klassikern hat die SWR Bigband zusammen mit den Vokalisten Jeff Cascaro und Fola Dada im Rahmen des Mosel Musikfestivals abgebrannt. 700 Besucher genossen die vorwiegend Frank Sinatra und Ella Fitzgerald gewidmete "Nacht der Legenden" als Open-Air-Vergnügen in den Moselauen von Bernkastel-Kues.

 Als ausdrucksstarke Vokalisten interpretieren Fola Dada und Jeff Cascaro beim Mosel Musikfestival Lieder von Ella Fitzgerald und Frank Sinatra. TV-Foto: Anke Emmerling

Als ausdrucksstarke Vokalisten interpretieren Fola Dada und Jeff Cascaro beim Mosel Musikfestival Lieder von Ella Fitzgerald und Frank Sinatra. TV-Foto: Anke Emmerling

Foto: Anke Emmerling (ae) ("TV-Upload Emmerling"

Bernkastel-Kues. Eine Premiere und zwei Jubiläen sind mit der "Nacht der Legenden" in Bernkastel-Kues verbunden: Mit romantischem Panorama aus Fluss, Weinbergen und der gegenüberliegenden Burg Landshut dienen erstmals die Moselauen als Aufführungsort beim Mosel Musikfestival. Dessen Intendant, Hermann Lewen, hat auf den Tag genau vor 45 Jahren sein erstes Konzert mit dem SWF-Rundfunkorchester unter Emmerich Smola veranstaltet - und Frank Sinatra hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Auch das Wetter spielt mit


Das Wetter zeigt sich auch von bester Seite, damit steht das Konzert unter vielversprechendem Stern. Tatsächlich erfüllt es höchste Erwartungen. Mit der vierfach für den Grammy nominierten SWR-Bigband unter Leitung von Klaus Wagenleiter stellt sich ein Ensemble aus 17 Musikern vor, die sowohl kollektiv wie auch individuell Spitzenqualität liefern.
Schon in den mitreißenden Auftakt-Instrumental-Nummern wie "Song of India" legt die Band die Präzision eines durch und durch eingespielten Organismus' an den Tag. Da äußert sich bei allem Schwung eiserne Disziplin, alles sitzt punktgenau, so wie es soll.
Im Programm jagt ein bekannter Jazz-Standard den nächsten, von "Sing, Sing, Sing" über "Satin Doll", "Moanin" oder "Stardust" bis "Cute". Da steht die Swingära mit ihren Legenden wie Benny Goodman, Duke Ellington oder Count Basie wieder auf.
Doch ganz besonders werden Frank Sinatra und Ella Fitzgerald gefeiert. Deren Parts übernehmen zwei großartige Vokalisten, Jeff Cascaro und Fola Dada. Jeff Cascaro, der auch Professor für Jazzgesang ist, macht der Legende Sinatra in Interpretationen von "Teach Me Tonight", "Fly Me To The Moon", "I've Got You Under My Skin" oder "New York, New York" alle Ehre. Er singt mit Eleganz beziehungsweise laszivem Schmelz, setzt stets ein äußerst vielseitiges Instrumentarium an stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten ein. Auch mit seinen Entertainer-Qualitäten trägt er zum authentischen Gesamteindruck bei.
Nicht minder überzeugend und versiert präsentiert sich die ausdrucksstarke und wandelbare Fola Dada. Sie vermag die naive Verspieltheit von Ella Fitzgeralds "A Tisket, A Tasket" genauso meisterhaft zu transportieren wie die bedrückende Eindringlichkeit von Billie Holidays "Strange Fruit".
Das Publikum muss noch lernen


Mit ihrer warmen Mezzosopran-Stimme und gewinnendem Charme glänzt sie in Liebesballaden genau so wie in Duetten mit Jeff Cascaro, die beiden offensichtlich viel Spaß bereiten. Auf der Bühne funktioniert also alles perfekt.
Nicht perfekt jedoch funktioniert in den Augen von Klaus Wagenleiter das Publikum, obwohl es anfangs schon instruiert wurde, wie zu Swing richtig geklatscht werden müsse. Dem Leiter der erfolgsverwöhnten Band ist zu mäßiger Zwischenapplaus ein Stein des Anstoßes, deshalb fühlt er sich zu pädagogischem Eingreifen bemüßigt. Die Zuschauer sind lernwillig und verhalten sich dann wie gewünscht, was allerdings angesichts der Qualität des Gebotenen auch nicht schwer fällt. So endet der Abend in bester Stimmung.

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