Tänzer, Monster, Stelzengänger

TRIER. Bei der Eröffnung des Rheinland-Pfälzischen Kultursommers am kommenden Wochenende wird Trier zum Treffpunkt der eindrucksvollsten Straßentheater-Truppen aus ganz Europa. Gleich elf Kompanien bieten Walking Acts, Stelzenläufer, Figurentheater, Musik und Platz-Inszenierungen.

Es wird Schlag auf Schlag gehen, vor allem auf dem Kornmarkt, wo Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 19 Uhr fast nonstop gespielt wird. Aber auch in der Fahrstraße, vor der Dresdener Bank und auf dem Hauptmarkt breiten Straßentheater ihre faszinierende Kunst aus. Manche ziehen auch mit Pauken und Trompeten, mit Riesenfiguren und skurrilen Gerätschaften, auf Stelzen oder mit Fischflossen durch die Stadt. Das buchstäblich größte Spektakel dürfte "Pakonstein" sein, ein fünf Meter hohes, an Frankenstein erinnerndes Monster, das zur nachmittäglichen Kaffeezeit von der Jesuitenkirche aus seine Kreise zieht. Das spanische Theaterkollektiv "Discipulos de Morales" hat den Riesen zum Leben erweckt, vielleicht als mahnendes Beispiel zum diesjährigen Kultursommer-Thema "Kultur und Wissenschaft". Auf Stelzen ist die Gruppe "Compagnie d'ailleurs" (Frankreich) in mittelalterlichen Alchimisten-Kostümen unterwegs, während ihre ebenfalls in luftigen Höhen laufenden deutschen Kollegen von "Grotest Maru" im goldgelben Science-Fiction-Look lebendige Skulpturen arrangieren. Als Fische auf allen Vieren wird die "Compagnie d'outre rue" aus Belgien unterwegs sein und Darwins Theorien über die Entwicklung der Menschheit auf den Kopf stellen. Derweil schleppen ihre Kollegen vom "Collectif de Bonheur" eine Riesenleiter mit sich herum und beziehen vorzugsweise auf Bäumen Position. Fortbewegungsmittel der merkwürdigen Art bringt Stunt-Clown Ulik mit, als wortloser, märchenhafter Dokumentarfilmer präsentiert sich Laku Paka, beide Vertreter der deutschen Straßentheater-Szene. Aus den Niederlanden kommen "De Spullenmannen" als Männer in weißen Kitteln, die mit mobilem Labor und hilfreichen Robotern unterwegs sind. Damit in der Trierer City nicht nur stille Besucher unterwegs sind, denen es vor Verwunderung die Sprache verschlagen hat, gehören auch Straßenmusiker besonderer Art zum Kultursommer-Eröffnungsprogramm. "Les Grooms", ein Blechbläserensemble aus Frankreich wird im Publikum nach verborgenen Talenten suchen, und die Compagnie Midi 12 wird im unübersehbaren rosafarbenen Outfit die Rockfans bedienen. "Wassermusik" im Sinn des Wortes bieten "Les Cubiténistes" in einem Zelt auf dem Kornmarkt, wo 40 Wassermaschinen ungewöhnliche Töne und Rhythmen entstehen lassen.Zum Abschluss ein rares Glockenkonzert

Wem nach solchen Spektakeln der Sinn nach gehaltvoller Ruhe steht, wird beim Kultursommer ebenfalls bestens bedient. Am Sonntag um 20 Uhr steht eine Welt-Uraufführung an: Das Glocken-Konzert "Campanae Trevirense" von Sebastian Schritt und Axel Simon, bei dem die Glocken von Dom, Gangolf und Basilika zum ersten Mal miteinander kommunizieren. Treffpunkt ist am Hauptportal des Doms. Einstimmen lassen kann man sich ab 19 Uhr ebenfalls im Dom, wo der holländische Glockenspieler Boudewijn Swart auf 50 Bronzeglocken musiziert, begleitet vom Trierer Domorganisten Josef Still. Eintritt für alle Veranstaltungen frei. Eine Broschüre mit komplettem Überblick und Zeiten ist bei der Touristinformation erhältlich, am Wochenende auch am Kultursommer-Info-Stand auf dem Viehmarkt.

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