Tanz auf den Gleisen

Das Werk der Deutschen Bahn in Trier-Kürenz ist vom Forum in ein Versuchslabor für Partyexperimente verwandelt worden. Wo sonst an Schienenfahrzeugen geschraubt wird, drängten sich am Wochenende Hunderte Tänzer vor den DJ-Pulten.

 Reizvolle Szenerie: Die Werkstatt der Bahn in Trier-Kürenz präsentiert sich als morbide Schönheit. TV-Foto: Hans Krämer

Reizvolle Szenerie: Die Werkstatt der Bahn in Trier-Kürenz präsentiert sich als morbide Schönheit. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Bass dröhnt aus den Boxen, grelles Licht flimmert über die Betondecke. Neben dem DJ spielt ein Mann im schwarzen Anzug auf seiner Geige und tanzt. Der ausgefallene Schauplatz und die Verbindung von elektronischer mit Livemusik gehen bei Klang-ART, einer Aftershowparty des Theaterfestivals "Maximierung Mensch!", eine skurrile Mischung ein. Die Synthese aus Design, Architektur, Musik und Clubkultur, die vom Trierischen Volksfreund präsentiert wird, spielt sich in vier Räumen ab: Instandhaltung, Waschstraße, Kesselplatz und Öllabor. Es fällt den Besuchern an dem Abend schwer, sich an dem Spiel aus Licht und Schatten, Technik und Clubszenerie satt zu sehen. Lange Gräben ziehen sich durch die Hallen. An gewöhnlichen Tagen werden hier Eisenbahnen repariert. Heute sind die Trassen dort, wo die Besucher sich ihren Weg bahnen, mit Brettern bedeckt. Im Hintergrund türmt sich bis zur Decke das Ersatzmaterial für die Schienenfahrzeuge auf.Als Bühne dient ein alter Güterwaggon. Hinter dem DJ flimmern Fernsehbildschirme. Ein Trommler, Saxophonist und Geigenspieler tauchen abwechselnd an seiner Seite auf und begleiten Passagen der Clubmusik auf ihren Instrumenten. Im schmalen Areal hinter der Bühne stellen Studenten der Fachhochschule Möbelstücke und Mode aus, die sie selbst entworfen haben: elegante Kleider aus dunklem Filz, mit Seide oder Tüll abgesetzt, inspiriert von den Filmen Alfred Hitchcocks. Dazu werden Szenen aus Kurzfilmen visueller Artisten auf Leinwände projiziert. Nebenan vertiefen sich die Blicke der Besucher in die Fotografien des Trierers Pascal Selzer. Aus seinem Blickwinkel wird ein altes Bahngelände zu einer morbiden Schönheit. Der Wehmutstropfen des Abends: Gleich zu Beginn werden die Besucher eine Stunde lang auf dem Abstellgleis geparkt. Sie müssen - zeitweise im Regen - vor dem Eingang warten, weil das Theaterstück "Festung Europa" noch andauert, das zuvor in der Werkstatt aufgeführt wird. Später strömen die Gäste dann bis in die Nacht zur Aftershowparty. Für die meisten Besucher macht vor allem die Szenerie den Reiz von KlangART aus. So auch für Teimur Henrich: "Dieser Ort ist einmalig. Schließlich sind die Locations in Trier rar gesät."

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