Tenöre mit Augenzwinkern

TRIER. Nachdem die Arena Trier mit Abba, Sport-Highlights und einheimischen Musikgrößen einen furiosen Start erlebte, muss sich die Großraumhalle nun erstmals bei einem Event bewähren, das für die Trierer Neuland bedeutet: Mit den "Ten Tenors" gastiert eine Kult-Truppe aus Australien.

 Lassen gesangstechnisch nichts zu wünschen übrig: "The Ten Tenors"Foto: Agentur

Lassen gesangstechnisch nichts zu wünschen übrig: "The Ten Tenors"Foto: Agentur

Es muss vor ziemlich genau einem Jahr gewesen sein, als ein Freund aus Berlin von einer Formation schwärmte, die er in der "Bar jeder Vernunft" kennen gelernt hatte. "Die musst Du unter allen Umständen gesehen haben", lautete sein Tipp. "Völlig unbekannt, kommen aus Brisbane und heißen ,The Ten Tenors‘ ".Sie fegen musikalische Grenzen hinweg

Das klang verdächtig nach dem 25. Aufguss von Pavarotti, Domingo, Carreras, nur mit eben noch mehr Tenören. Was nicht gerade Appetit aufs Hören machte.Inzwischen hat sich das mit dem Bekanntheitsgrad gravierend geändert, und unter dem Vergleich mit dem Opernsenioren-Trio leiden die "Ten Tenors" nur noch selten. Und wenn, dann deshalb, weil ahnungslose Zuschauer sich wundern, warum sie beim Auftritt statt salbungsvoller Arien ein grandioses Stück Musik-Kabarett erleben und vor längeren Opern-Passagen von der Bühne schon mal die Empfehlung kommt, man könne die Zeit auch nutzen, um zwischendurch die Toilette aufzusuchen. Die Ten Tenors überspringen nicht die Grenzen zwischen E- und U-Musik, sie fegen sie hinweg. Opern-Preziosen werden in ironische Comedy zerlegt, Rock-Klassiker als großes Musiktheater zelebriert.Das Programm hat mörderisches Tempo, die Präsentation lebt von ständigem Augenzwinkern. Dabei lassen die zehn Tenöre gesangstechnisch nichts zu wünschen übrig. Entstanden ist die Formation, wenn man der Legende glauben darf, 1995 aus einem One-Night-Job. Der lokale Fernsehsender in Brisbane suchte für eine Jubiläums-Show einen ungewöhnlichen Gag und kam auf die Idee, zehn Tenöre gemeinsam auftreten zu lassen. In der örtlichen Musikszene suchte man junge Musiker zusammen, versorgte sie mit Noten und ließ sie proben. Der Auftritt war ein sensationeller Erfolg, aber in den folgenden Jahren kam es immer nur vereinzelt zu neuen Engagements - die Jungs hatten meist anderes zu tun.Erst 1998 gelang der Durchbruch, das erste Programm "Tenorissimo" wurde aufgelegt, die ersten CDs produziert. Innerhalb von drei Jahren eroberten die Musiker im Alter zwischen 20 und 30 Jahren den ganzen Kontinent.2001 wagte man, noch gänzlich unbekannt, den Sprung nach Europa, mit wachsendem Erfolg. Ein Gast-Auftritt beim deutschen Grand Prix und der Titelsong zu "Dschungelbuch 2" ließen die Popularität wachsen. Auf der aktuellen Sommer-Tournee standen 50 Auftritte in Deutschland auf dem Programm, davon jeweils zwei Wochen das Schillertheater in Berlin und das deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Das Arena-Konzert am 9. August ist Zugabe und Abschluss, danach geht es erst im Oktober wieder los.In Trier ist es erstmals die Sparkasse, die selbst als Veranstalter auftritt. Man wolle Standortwerbung betreiben, heißt es in der Führungs-Etage. Und weil der Startschuss unter dem Motto "Standort - hier" nicht ungehört verhallen soll, ist man gleich in die neue Arena gegangen.Mit Oper haben die "Ten Tenors" wenig gemeinsam

Ein ambitioniertes Projekt, bespielen die Newcomer aus Down under in Deutschland sonst eher die mittleren Hallen. Man darf gespannt sein, wie das Trierer Publikum reagiert, zumal am Vortag "Nabucco" im Amphitheater gastiert und in der Merziger Zelt-Oper "Rigoletto" Premiere feiert. Aber mit klassischer Oper haben die Ten Tenors ohnehin wenig gemeinsam. Ein gutes Bild von der Atmosphäre ihrer Auftritte verschafft das locker - in Englisch - geschriebene Tour-Tagebuch im Internet ( www.thetentenors.com)Kartenvorverkauf: in allen Filialen der Sparkasse.

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