Theater Trier setzt mit Operetten-Vorpremiere ein Zeichen - 30 Jahre Aids-Hilfe

Trier · Um das Thema Aids ist Ruhe eingekehrt. Sie ist trügerisch, wie der Blick in die Statistik zeigt. Mit der Vorpremiere der Operette "Die Großherzogin von Gerolstein" rückt das Theater Trier die Immunschwächekrankheit wieder ins Rampenlicht.

 Bernd Geller von der Aids-Hilfe Trier (links) und Theaterintendant Karl Sibelius präsentieren das Programmplakat für die große Hilfsgala. TV-Foto: Friedemann Vetter

Bernd Geller von der Aids-Hilfe Trier (links) und Theaterintendant Karl Sibelius präsentieren das Programmplakat für die große Hilfsgala. TV-Foto: Friedemann Vetter

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Trier. Die Großherzogin von Gerolstein alias Rose Divine alias Intendant Karl Sibelius wird höchstpersönlich am 4. Dezember ab 19.30 Uhr im Stadttheater Trier bei der exklusiven Vorpremiere der gleichnamigen Operette von Jaques Offenbach um Aufmerksamkeit werben. Im Mittelpunkt der Gala-Vorstellung dieser musikalischen Satire auf Kleinstaaterei und Provinzialismus steht an diesem Abend das Thema Aids.Manifest für Vielfalt


"Das Theater predigt Vielfalt. Deshalb ist es ein guter Ort, um zu kommunizieren, dass HIV nicht nur Schwule und Randgruppen betrifft", wirbt Karl Sibelius für die Operetten-Vorstellung und die sich daran anschließende Party mit Musik und Information im Foyer des Hauses. Wie erfolgreich diese kulturell geprägte Art der Präventionsarbeit sein kann, erlebte er bei ähnlichen Veranstaltungen in seiner Zeit am Landestheater Linz (Österreich).
Aids ist noch immer ein großes und mit vielen Vorurteilen und Stigmatisierungen belastetes Thema. Das steht für Karl Sibelius ebenso außer Zweifel wie für Bernd Geller, dem Leiter der Präventionsarbeit bei der Aids-Hilfe Trier. "Leider werden auch nach 30 Jahren noch dieselben Fragen gestellt", macht dieser deutlich. Aber auch nach 30 Jahren werde die Erkrankung weder durch Küsse noch durch Stechmücken übertragen. "Und noch immer gelten in der Vorsorge zwei zentrale Botschaften: Schützt Euch beim Geschlechtsverkehr und lasst Euch testen, wenn Ihr unsicher seid."
Anders als vor drei Jahrzehnten, als die Diagnose Aids häufig mit einem Todesurteil gleichzusetzen war, sterben aktuell in Deutschland nur noch vergleichsweise wenige Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion. Die frühzeitig angewendete antiretrovirale Therapie senkt bei den meisten Patienten die Viruskonzentration sogar so weit, dass sie andere Menschen nicht mehr anstecken können. Dennoch werden alleine in Rheinland-Pfalz in jedem Jahr 100 Neuinfektionen diagnostiziert. "Das liegt auch daran, dass nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes 13 200 Menschen in Deutschland nichts von ihrer Infektion wissen und unbewusst andere anstecken", sagt Bernd Geller. Die Zahl der HIV-Infizierten Menschen in der Region Trier schätzt er auf 400. Mit 80 von ihnen sei die Aids-Hilfe Trier in Kontakt. "Das reicht von einem einmaligen Beratungsgespräch bis hin zur engmaschigen Unterstützung im Rahmen des ambulanten betreuten Wohnens."
Auch 30 Jahre nach der Gründung des Vereins ist die Aufklärungsarbeit und die Förderung der HIV-Testbereitschaft ein Schwerpunkt der Arbeit. Allerdings erfordern auch andere sexuell übertragbare Infektionen wie Syphillis, Chlamydien und Hepatitis wieder mehr Aufmerksamkeit. "Eines unserer zentralen Anliegen ist aber natürlich die Förderung von Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen Lebensweisen und Identitäten sowie die Solidarität mit HIV-infizierten Menschen." Genau das ist die Klammer zur Großherzogin von Gerolstein. Die musikalische Satire ist ein Manifest gegen Diskriminierung und Stigmatisierung. 70 Prozent der Einnahmen gehen an die Aids-Hilfe Trier.Extra

2014 lebten weltweit 36,9 Millionen Menschen (83 400 in Deutschland) mit HIV. Seit 2010 sind 25,3 Millionen Menschen an den Folgen einer Infektion gestorben. Die Zahl der Neuinfektionen ist in dieser Zeit um 35 Prozent zurückgegangen. In Deutschland leben schätzungsweise 13 200 HIV-Infizierte, die nichts von ihrer Krankheit wissen und deshalb nicht von den fortgeschrittenen Behandlungsmöglichkeiten profitieren können. 2014 wurden 1100 Erkrankungen erst in einem späten Stadium entdeckt. 480 Menschen sind an den Folgen der HIV-Infektion gestorben. In der Region Trier wird die Zahl der infizierten Menschen auf 400 geschätzt. Neudiagnosen: 18 (2013), 17 (2014), elf (bis zum 24. November 2015). r.n. aidshilfe-rlp.de/trier

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