Theater-Visionen

TRIER. Rechtzeitig zum Ende der Spielzeit 2005/2006 legt das Theater Trier sein Programmheft für die kommende Saison vor. Neben den üblichen Informationen enthält es eine ungewöhnliche Foto-Strecke, die von Mitgliedern der Fotografischen Gesellschaft Trier realisiert wurde und die das 78-Seiten-Büchlein zu einem kleinen Kunstwerk macht.

Statt der Standard-Bilder von Sängern, Schauspielern und Tänzern im Theater-Ambiente haben die Fotografen Monika Draeger, Erwin Klasen und Richard Krings das Ensemble durch die Stadt gejagt, um das Spielzeit-Motto "Theater-Visionen" mit Leben zu erfüllen. So tummeln sich die Tänzer in einem Olewiger Weinberg und möbeln alte Wingert-Gerätschaften auf, derweil ihr Chef Sven Grützmacher im Zen-Garten auf dem Petrisberg meditiert. Die Sänger Eric Rieger und Laszlo Lukacs üben in einem türkischen Imbiss für die "Entführung aus dem Serail", Tenor Gor Arsenian erleidet am Pranger in der Fußgängerzone das unbehagliche Gefühl des zum Tode verurteilten Revolutionärs, das ihm in "André Chenier" bevorsteht. Andere Mitglieder des Opern-Ensembles schaukeln sich auf der Schiffswerft Boost am Moselufer in die richtige Stimmung für "Zar und Zimmermann". Man hat einiges an Ideen investiert, um die Schauplätze passend zu den Produktionen auszuwählen - auch beim Schauspiel. Klaus-Michael Nix und Hille Beseler posieren beziehungsreich unter dem Straßenschild der Judengasse für Max Frischs "Andorra", ein Stück über Verfolgung und Intoleranz, Peter Singer sitzt für Mozart am Flügel. Aber es geht auch spaßig zu, wenn etwa Verena Rhyn, Manfred-Paul Hänig und Heribert Schmitt mit einem Polizeibeamten samt Einsatzwagen für die Dramatisierung von Jacques Berndorfs "Eifel-Frieden" werben oder Michael Ophelders und Sabine Brandauer ausgerechnet vor dem Standesamt im Turm Jerusalem handgreiflich ihre "Offene Zweierbeziehung" demonstrieren. Das Orchester präsentiert sich eher klassisch-römisch, mal in der Porta, mal in den Kaiserthermen. Aber auch so gegensätzliche Schauplätze wie das Exhaus und den Weihnachtsmarkt haben die Fotografen mit ihren "Objekten" aufgesucht. Das Schöne am "Kunstprodukt Jahresheft", das von Chefdramaturg Peter Oppermann konzipiert und von der Agentur EnschMedia gestaltet wurde, ist, dass es nichts kostet. Und natürlich auch, dass es allerlei spannende Informationen über die kommende Saison erhält. So sind nicht nur die Stücke angegeben, sondern auch die jeweiligen Regisseure und Bühnenbildner. Außerdem werden Veränderungen im Ensemble angekündigt. So verlässt etwa Bewegungs-Genie Christoph Bangerter Trier, statt seiner kommt Enrico Spohn. Ebenfalls neu: Der Bassist Thomas Schobert.

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