Theater bekommt mehr Geld und sieben neue Chefs - 16,6-Millionen-Euro-Budget für 2017

Trier · Am Trierer Theater bleibt erneut alles anders: Es hat sieben neue Chefs, von denen einer sicher geht und einer vielleicht. Es hat mehr Geld, weniger Spielstätten, und es hofft auf neue Besucher.

 Oberbürgermeister Wolfram Leibe (Dritter von links) und das neue Leitungsteam des Trierer Theaters Herbert Müller, Peter Müller, Victor Puhl, Marius Klein-Klute, Waltraut Körver und Ulf Frötzschner (von links). Krankheitsbedingt nicht im Bild ist Katharina John. Foto: Björn Gutheil, Presseamt Trier

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (Dritter von links) und das neue Leitungsteam des Trierer Theaters Herbert Müller, Peter Müller, Victor Puhl, Marius Klein-Klute, Waltraut Körver und Ulf Frötzschner (von links). Krankheitsbedingt nicht im Bild ist Katharina John. Foto: Björn Gutheil, Presseamt Trier

Foto: (g_kultur

Zwar hat Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe schon viel über das Theater gesprochen. Dennoch ist diese Pressekonferenz für ihn eine Premiere. Zum einen, weil er nach der Abwahl des Kulturdezernenten Thomas Egger ganz frisch die Verantwortung fürs Theater übernommen hat. Bis Anfang März ein neuer Dezernent gewählt ist, wird er sie tragen. Zum anderen, weil es auch um künstlerische Inhalte geht. An erster Stelle steht jedoch - wie zuletzt so oft - das Geld.

Das Budget: Mit einem Budget von 16,6 Millionen Euro wird das Theater ins Jahr 2017 starten - das sind 600 000 Euro mehr als 2015 und 1,6 Millionen Euro mehr als 2014. Der Landeszuschuss erhöht sich von 6,1 auf 6,3 Millionen Euro. "Wir sind damit nicht die Ärmsten", sagt Leibe im Hinblick auf die Theater in Pforzheim und Koblenz, denen weniger Geld zur Verfügung stehe.
2016 macht das Haus wohl ein Minus von 2,1 bis 2,3 Millionen Euro. Das laufende Theaterbudget muss daher auf 17,1 bis 17,3 Millionen Euro erhöht werden. Eine Entwicklung, die sowohl Intendant Karl Sibelius als auch Kulturdezernent Thomas Egger den Job kostete.

Die Theaterleitung übernimmt ein neues Führungsteam. Es besteht aus Verwaltungsdirektor Herbert Müller, Generalmusikdirektor Victor Puhl, den Spartenleitern Katharina John (Oper), Ulf Frötzschner (Schauspiel), Waltraut Körver (Tanz), Chefdisponent Marius Klein-Klute und dem technischen Leiter Peter Müller. John ist Sprecherin des Teams. Im Frühjahr 2017 soll die Suche nach einem Intendanten beginnen, der dann zur Spielzeit 2018/2019 beginnt.

Den Spartenleitern stehen nun - anders als unter Karl Sibelius - klar definierte Budgets zur Verfügung, und sie tragen die künstlerische Verantwortung für ihren Bereich. Entscheidungen werden aber immer im siebenköpfigen Team getroffen (und zwar nachdem alle relevanten Abteilungen in die Finanzplanung einbezogen wurden). Als Ja gilt, wenn fünf der sieben zustimmen.

Ob Ulf Frötzschner in der kommenden Spielzeit weiter dazugehört, ist offen. Der von Sibelius zu Unrecht gekündigte Schauspielchef hatte sich mit der Stadt darauf geeinigt, das Haus im Sommer 2017 mit einer Abfindung zu verlassen. Frötzschner betont, er und sein Team hätten große Lust weiterzumachen. Die Entscheidung hat Leibe, der den Vorschlag als honorig bezeichnet, an das Leitungsteam abgegeben. Sie werde bald fallen, kündigt Herbert Müller an.

Victor Puhl wird das Haus wie angekündigt nach mehr als zehn Jahren in Trier im Sommer 2018 verlassen. 130 Dirigenten haben sich um seine Position beworben. Die Entscheidung, wer der neue Generalmusikdirektor wird, soll nach mehreren Auswahlrunden und Probedirigaten im April 2017 fallen. Es sei künstlerisch normal, dass ein Chefdirigent nach zehn Jahren wechsle. "Was nicht normal ist, ist, dass es so lange so gutgeht", sagt Puhl.

Der Spielplan wird ab Januar (überraschend leicht) ausgedünnt: Die Premiere von "Schwarze Jungfrauen" wird auf den 3. März verschoben, "Am phytrion" entfällt komplett ebenso wie "Murder Ballad" und die dritte Aufführung von Herzog Blaubarts Burg am 21. Februar. Dafür kommt "Die Präsidentinnen" am 8. April neu hinzu, und das Tanzstück "Nemmokna" wird einmalig wieder aufgenommen.

Gespart wird dadurch, dass mit Ausnahme des Kasinos am Kornmarkt alle externen Spielstätten entfallen. Dafür wird die kleine Studiobühne wieder mehr genutzt. Aus finanziellen Gründen wird auch die Zahl der Gastkünstler, der Konzertaushilfen und externer Techniker stark reduziert.

Mehr Besucher: Unter dem Motto "Das Spiel geht weiter" will Leibe wieder mehr Menschen dazu bringen, ins Theater zu gehen. Dabei helfen soll großflächige Werbung, die die Stadtwerke Trier in Parkhäusern und auf Bussen anbringen. Ziel sind 100 000 Besucher pro Jahr. Zuletzt waren es nur 75 000. Es gehe nicht nur um die junge Zielgruppe. Die Vielfalt müsse bedient werden.

Leibe kündigte zudem an, dass es die seit Jahren geplante, aber nie realisierte Theater-AöR (Anstalt öffentlichen Rechts) mit ihm nicht geben wird. "Ich sehe darin keine Problemlösung".

Die Sanierung soll erst 2017 wieder Thema werden. Ein Gutachten habe ja gezeigt, dass das Theater keineswegs einstürze. Das Haus müsse zunächst inhaltlich stabilisiert werden, und Leibe setzt darauf, dass dies mit dem neuen Team gelingt.Meinung

Eine gute ZwischenlösungAuf Dauer darf das Haus nicht ohne Intendant bleiben. Für die Zwischenzeit ist das siebenköpfige Team jedoch eine prima Lösung: Die Verantwortlichkeiten sind klar geregelt, Absprachen sind Pflicht, jeder hat sein Budget, und endlich wird kontrolliert, ob die Finanzplanung realistisch ist. Nun noch hoffen, dass die Zeit der Fehden am Theater vorbei ist. Dem Team viel Glück! Möge es das Haus wieder voll bekommen. k.demos@volksfreund.de

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