Tiefe und Farben

Bernkastel. (gkl) Mit einem kammermusikalischen Leckerbissen eröffneten die Mosel Festwochen offiziell ihre diesjährige Spielzeit im Barocksaal des Klosters Machern. Zu Gast war das Nomos-Quartett, das sich besonders eines Werks von Hermann Schroeder annahm.

Ludwig van Beethoven (Streichquartett F-Dur, Opus 18/1) und das Es-Dur Streichquartett Opus 51 von Antonin Dvorák, zwei Standardwerke der Kammermusik, standen auf dem Programm des Nomos-Quartetts, mit dem die Mosel Festwochen offiziell die diesjährigen Konzerte im Kloster Machern an den Start gehen ließen. Schon seit 20 Jahren gibt es das Ensemble, bestehend aus dem Primus Martin Dehning und Sonja-Maria Marks, der Bratschistin Friederike Koch und Sabine Pfeiffer am Cello. Zwei Dekaden, die sie nutzen, sich einen Ruf der gediegenen künstlerischen Arbeit zu erwerben. Das bezeugte auch ihr Auftritt in Machern. Sowohl Beethoven als auch Dvorák hinterließen einen grundsoliden Eindruck, handwerklich gekonnt, ohne Fehl und Tadel. Es stellt sich aber die Frage, ob das genug ist. Kammermusik ist der lebendige Austausch zwischen den Musikern, ist eine mit Esprit geführte Diskussion. Das Fehlen dieses inneren Feuers führte in Machern dazu, dass Dvoráks Komposition mehr noch als der von Beethoven das innere leuchten abhanden kam. Was einerseits sehr bedauerlich war, kam dem Mittelwerk des Konzertes, dem II. Streichquartett, Opus 32, von Hermann Schroeder, komponiert im Jahre 1959, sehr zu gute. Hier fanden sich Witz und Geist, hier wurde argumentativ gearbeitet. Aus den dunklen, fast düsteren Anfangsklängen der Bratsche im ersten Satz wurden leuchtende, ausdrucksfähige Farben, angefüllt mit Energie und Elan. Als besonders gelungen muss man den zweiten, fast schon mystischen Satz (Adagio) bezeichnen. Das Nomos-Quartett ergründete die philosophische Tiefe, nahm die im Nichts entschwindenden Gedanken auf und ließ sein Publikum nachdenklich zurück. Das Ensemble belegte eindrücklich, dass es von Schroeder mehr gibt als nur die bekannte, kirchenmusikalische Seite, dass der vor 100 Jahren geborene Komponist mehr Werke hinterlassen hat, die es verdienen, gehört zu werden. Einen ungewollt heiteren Abschluss bekam das Konzert bei einem Tango von Astor Piazzolla, mit dem sich das Nomos-Quartett für den Applaus bedankte. Ein kurzfristiger Stromausfall sorgte dafür, dass dem mit Schwung vorgetragenem Werk auf einmal eine unplanmäßige Lightshow der Beleuchtungsanlage beigegeben wurde. Intendant Hermann Lewen beeilte sich auch sogleich, festzustellen, dass der kleine Zwischenfall nicht an der Qualität des Stromes gelegen habe, den ein Energieversorger, der gleichzeitig Sponsor des Abends war, geliefert hat.

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