Trippelnde Fabelwesen

Trier. (gkl) Der Musikkreis der Stadt Wittlich stellt die Bühne in der Synagoge immer wieder für junge Künstler zur Verfügung, die erst am Anfang ihrer Karriere stehen. So auch bei seinem letzten Konzert, einem Liederabend mit der Sopranistin Julia Kleiter und ihrem Partner Andreas Frese am Flügel.

Mit Liedern von Hugo Wolf, Gustav Mahler und Richard Strauss gestaltete das Duo einen Abend, bei dem das Publikum immer wieder zweifelnd in das Programmheft schauen musste. Normalerweise ist das Kunstlied als Königsklasse der Sparte Gesang Künstlern vorbehalten, die schon einen langen, erfahrungsreichen Weg in Sachen Interpretation und Technik hinter sich gebracht haben. Die überaus beeindruckende Biografie und vielmehr noch das Können, mit dem Kleiter in Wittlich in Erscheinung trat, täuschten über weite Strecken darüber hinweg, dass sie tatsächlich erst 22 Jahre alt ist.Beängstigende Dunkelheit

Was die Zuhörer in der Synagoge erlebten, war eine reife, geschmeidige Stimme, die über einen scheinbar nicht enden wollenden Nuancenreichtum an Farben verfügt. Von zart und zerbrechlich über keck und humorvoll, von fast schon schemenhaft und unwirklich bis hin zu strahlend und dominierend reichte die Palette, mit der Kleiter gestaltete. Sie wusste in Wolfs "Elfenlied" die Fabelwesen über die Wiese trippeln zu lassen und ebenso bedrohlich und beängstigend in Strauss' "Die Nacht" der Dunkelheit das Regiment über Licht und Sonne zu übertragen. Nicht weniger sparsam darf man mit den Komplimenten für Frese sein, der sich mit seinen 25 Jahren als ausgezeichneter Begleiter präsentierte. Es schien ihm ein Leichtes, die Gratwanderung zwischen charaktervoller Eigeninterpretation und dienender Gesangsbegleitung zu bewältigen. Ein grandioser Abend - für die Künstler und für den Musikkreis.

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