Trocken und unterkühlt

Bernkastel-Wehlen. Zu Gunsten der Dresdener Frauenkirche gestaltete das Blechbläserensemble Peter Lohse aus der sächsischen Elbmetropole das diesjährige Hofkonzert im Kloster Machern. Die akademische Spielart des Quintetts schaffte es nicht, den Funken der Begeisterung zu zünden.

Das Hofkonzert im Kloster Machern gehört zur Keimzelle der Mosel Festwochen. Hier, im umfriedeten Innenhof der ehemaligen Zisterzienserinnenabtei startete vor zwei Jahrzehnten jenes moselanische Musikfest, dem die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung im Juni attestierte, die Mutter aller deutschen Festivals zu sein. Eine kulturelle Erfolgsgeschichte, von der die ganze Region profitiert und bei der man nur hoffen kann, dass der politische Rotstift keinen Schlussstrich darunter zieht.Im Dienst einer guten Sache

Auch in diesem Jahr setzte Intendant Hermann Lewen ein Hofkonzert auf den Spielplan, trotz meteorologischer Unwägsamkeiten. Zu Gast war das Blechbläserquintett Peter Lohse, ein Ensemble, das sich aus Mitgliedern der Staatskapelle Dresden rekrutiert. Er und sein Kollege Siegfried Schneider spielen Trompete im Orchester der Semperoper, Andreas Langosch ist Hornist, Posaunist Uwe Voigt und Jens-Peter Erbe mit der Tuba bilden das klangliche Fundament in der Bassregion. Die Fünf stellten ihren Abend in den Dienst einer guten Sache und gestalteten das Konzert als eine Benefizveranstaltung zu Gunsten der Dresdener Frauenkirche, die in diesem Herbst ihrer Fertigstellung entgegen sieht. Normalerweise entziehen sich Benefizveranstaltungen einer kritischen Würdigung. Wenn aber fünf Profis auf der Bühne stehen, von denen zwei auch noch Hochschulprofessoren sind, sollten ein paar Anmerkungen schon erlaubt sein. Musikalisch gestaltete sich der Abend wie das Wetter - zweigeteilt. Dieses war trocken, aber kühl. Was die Musiker boten, war technisch über weite Strecken sehr gut, musikalisch aber ebenso unterkühlt. Der Funke, den man gerade bei Blechbläserensembles erwartet, konnte nicht überspringen, weil er auf der Bühne erst gar nicht gezündet wurde. Dozierendes Spiel

Akademisch korrekt erklangen Kompositionen von Jeremiah Clark (das berühmte Trumpet Voluntary), ein Rondo von Jean Joseph Mouret, eine Arie aus Johann Sebastian Bachs Kantate 146 oder auch eine Humoreske von Antonin Dvorak. Selbst bei Scott Joplins "The Entertainer" konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Noten abgespielt wurden. Alle Versuche von Langosch, Voigt und Erbe, doch ein wenig Schwung in die Sache zu bringen, scheiterten vorwiegend am dozierenden Spiel der beiden Trompeter. Da nutzten auch die Bemühungen von Erbe nichts, einigermaßen humorvoll durch das Programm zu führen. Seine Probleme mit fremden Sprachen - bei Claude Debussys "Le petit negre" meinte er: "In Sachsen sagen wir einfach ‚Der kleene Necher'" - brachten ihm zwar einige Lacher aus dem Publikum, konnten aber das Grundproblem des Konzertes nicht lösen. Eben ein Abend, passend zum Wetter. Trocken und unterkühlt.

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