Der Day after Holland! Der Tag, an dem kein anderes Thema zählt als unser Abschneiden gegen die Oranjes, oder, sagen wir es auf hochdeutsch: gegen die blöden Käsköppe. Und: Egal wie es ausgegangen sein mag, unsere Jungs müssen einfach weiter kommen! Denn in der nächsten Runde wartet vielleicht der Tommy darauf, von uns abgeschossen zu werden, oder der Franzmann, oder die Spaghettis! Überall sind noch alte Rechnungen offen! Wen der Rückfall in archaische Klischees und revanchistisches Denken gegenüber den europäischen Nachbarn, ausgelöst durch ein simples Fußballturnier, schon schrecken mag, der sollte auf keinen Fall die kontinentale Wahlbeteiligung der Europa-Wahl vom Sonntag mit der durchschnittlichen Einschaltquote der Euro 2004 in den EU-Staaten vergleichen! Da lauert das innere Abbild des vereinten Europa - kein schöner Anblick! Wie tief wir Europäer, oder besser: die Menschen in Europa noch im Sumpf unserer Vorurteile stecken, das zeigt auch die martialische Farbenpracht der Boulevard-Gazetten, die bei fußballerischen Großereignissen zu sprachlicher Höchstform auflaufen. Und was "Bild" und "The Sun" zum Thema nächster Gegner millionenfach verbreiten, ist leider nicht nur nur ein Spaß - sondern auch Spiegelbild emotionaler Realität! Wie weit das vereinte Europa in punkto Gemeinschaftsgefühl von seinem Vorbild USA entfernt ist, das lässt sich eben auch an der Art und Weise erkennen, wie sportliche Großevents von den Menschen konsumiert werden: Stellvertreter-Krieg bei uns, gute Unterhaltung drüben! Kein Hooligan, keine Hetz-Presse, schöne neue Welt - für uns noch ganz weit weg! Olé! Olé! Olé!