"Unglück fürs Theater"

TRIER. (DiL/jöl) Auf das Theater Trier kommen drastische Sparmaßnahmen zu. Bis zum Jahresende soll Intendant Lukas-Kindermann aufgrund der tariflichen Lohnerhöhungen rund 200 000 Euro einsparen.

"Wir haben ein dickes Loch zu stopfen." Mit diesen Wortenbestätigte Kulturdezernent Holkenbrink gegenüber dem TVdas Spar- Verdikt. Hintergrund: Während in den meistenEinzel-Etats der Stadt Trier eine Lohnerhöhung von zwei Prozentvorsorglich einkalkuliert worden war, hat der Stadtrat einenAusgleich der Tarifsteigerungen im Theater-Haushalt schlichtnicht vorgesehen. So fehlen für das laufende Haushaltsjahr 200 000 Euro: exakt jene Summe, die durch den 2,4-Prozent-Tarifabschluss im öffentlichen Dienst den Theater-Angestellten zusätzlich zusteht.

Das Budget für die Rest-Saison 2002/2003 ist allerdings bis zum letzten Euro verplant. Zusätzliche Einnahmen, etwa durch eine Erhöhung der Eintrittspreise, würden erst ab Oktober greifen - das Gleiche gilt für eventuelle Sparmaßnahmen. Intendant Lukas-Kindermann müsste also faktisch 200 000 Euro in drei Monaten einsparen.

In der vorletzten Spielzeit hatte Kindermann in einer ähnlichen Situation Verdis "Macht des Schicksals" konzertant aufgeführt, eine komplette Studioproduktion gestrichen und das "Käthchen von Heilbronn" in Recycling-Kulissen produziert. Sparsumme: 100 000 Euro. Diesmal soll er das Doppelte herausholen.

Aber im Moment kann niemand sagen, wie. "Diese Vorgabe stürzt das Theater in eine große Finanzkrise", sagt der Intendant. Insgesamt stünden beispielsweise pro Jahr ganze 50 000 Euro für Ausstattung zur Verfügung - ein Viertel der Sparsumme für 2003. Kindermann will versuchen, in Gesprächen mit den Verantwortlichen "dieses Unglück vom Theater abzuwenden".

Mit konkreten Spar-Vorschlägen kann Dezernent Holkenbrink seinem Theaterchef nicht dienen. Er wolle nicht "in die Autonomie des Intendanten eingreifen". Verständnis für die Finanznöte hat der CDU-Politiker durchaus, nicht aber für die aktuelle Aufregung von Lukas-Kindermann: Schließlich sei "das Problem nicht erst seit gestern bekannt".

Spielplan 2003/2004 steht in Frage

Inzwischen hat man den Intendanten sogar schriftlich auf das Spardiktat hingewiesen, und das zu einem brisanten Zeitpunkt: Am 13. März soll der von Kindermann noch ohne Spar-Vorgabe fertig geplante Spielplan 2003/2004 vorgestellt werden. Von Produktionen wie den "Meistersingern" hat mancher in Trier schon geträumt: Unvorstellbar, wenn kein Geld für Ausstattung und personelle Verstärkungen zur Verfügung steht. Theater-Insider befürchten gar, ohne Extra-Sänger und -Musiker ließen sich selbst Verdi- und Puccini-Opern kaum mehr realisieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort