Unterm Strich - Die Kulturwoche

Diese Woche war eine besondere für den chinesischen Künstler Ai Weiwei. "Heute habe ich meinen Pass bekommen", frohlockte der Regimekritiker am Mittwoch im Netzwerk Instagram - und lieferte gleich das Beweisfoto dazu (siehe Foto), das sein Gesicht neben dem Reisedokument zeigte.

Dafür gab's innerhalb von nur zwei Stunden 2000 Likes. Ai Weiwei darf nun wieder reisen, das war ihm seit 2011 von den chinesischen Behörden untersagt. Chinas berühmtester zeitgenössischer Künstler war damals wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen auf dem Weg nach Hongkong von der Polizei festgenommen worden. Nach 81 Tagen in Einzelhaft kam er wieder auf freien Fuß, stand aber unter Hausarrest. Sein Pass wurde einbehalten. Seit einigen Monaten sieht der Künstler eine allmähliche Rehabilitierung seiner Person, im Juni durfte er erstmals wieder in China ausstellen. Plötzlich wird geduldet, woran die kommunistische Partei so lange Anstoß nahm. Seine neu gewonnene Reisefreiheit will Ai Weiwei dafür nutzen, nach Deutschland zu seinem sechsjährigen Sohn zu fliegen. Was die chinesische Führung dazu gebracht hat, ist unklar. Aber es könnte zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer sein für die vielen anderen regimekritischen Künstler in China, die unter Repressalien und Hausarrest zu leiden haben. Viel zu leiden haben dieser Tage auch die Kulturverantwortlichen der Stadt Köln. Sie mussten eine Hiobsbotschaft verkraften. Nur wenige Monate vor Beginn der neuen Spielzeit ist der Stadt klar geworden, dass die seit drei Jahren andauernde Sanierungvon Oper und Schauspielhaus doch noch ein Jahr länger dauert. Jetzt steht die Oper ohne Spielstätte da. Schauspielintendant Stefan Bachmann fand dafür klare Worte: "Ich befinde mich seit gestern eigentlich in so 'ner Art Alptraum", sagte er am Donnerstag. Wie gut, dass in Trier mit dem Kürenzer Walzwerk schon eine alternative Spielstätte in Sicht ist, wenn denn irgendwann das große Sanieren am Augustinerhof beginnt. Deutlich mehr Grund zur Freude als die Kölner Kulturschaffenden hatten diese Woche alle Fans von Kultagent James Bond. Ein neuer Trailer für den nächsten 007-Thriller "Spectre" ging online. Zu sehen gibt's coole Bond-Sprüche, Action und erstmals das Gesicht von Oscar-Preisträger Christoph Waltz, der den Bösewicht Oberhauser spielt. Eine Antwort auf die heiß diskutierte Frage, ob Oberhauser sich zu Bonds Erzfeind Blofeld wandelt, gibt der Zwei-Minuten-Clip aber nicht. Da müssen sich die Fans wohl noch gedulden, spätestens bis Anfang November. cweb/dpa

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