Unverstümmelt und doch spannend

Die Bamberger Symphoniker zählen zu den besten Orchestern Europas. Bei Musik von Richard Strauss und Anton Bruckner konnte man sich in der Luxemburger Philharmonie davon überzeugen, welche überragenden Qualitäten die Musiker von der Regnitz unter ihrem Chefdirigenten Jonathan Nott zu bieten haben.

Luxemburg. Sie mögen die Symphonien von Anton Bruckner nicht? Zu lang, zu uneinheitlich? So mancher Klassikfreund kann den großen Werken des österreichischen Meisters nicht viel abgewinnen: Ideen, die nie zu einem Ende gebracht werden, und überhaupt: Längen über Längen.Spannung von der ersten bis zur letzten Note

Doch Jonathan Nott und die Bamberger Symphoniker hatten für die dritte Symphonie die unverstümmelte erste Fassung von 1873 gewählt, die Fassung also, für die Bruckner die meiste verbale Prügel bezogen hatte. Lang ist diese Version, aber sie hat, wenn Nott am Pult steht, keine Längen. Nott nimmt Publikum und Musiker an die Hand, baut von den ersten Noten an Spannung auf, die bis zum letzten Takt nicht nachlässt. Das Ergebnis am Luxemburger Place de l'Europe war ein ausverkauftes Haus in atemloser Stille und ein überwältigend gutes Orchester, das in allen Registern den unprätentiösen, manchmal fast schon nüchternen Anweisungen seines Chefdirigenten folgte.Geballte, aber durch und durch kultivierte Kraft stand sensiblem, fast schon zerbrechlichem, aber immer präsentem Pianissimo gegenüber. So wird Bruckner zu einem Erlebnis. Vor der Pause hatte Nott, zu dessen Ensemble mit dem Solo-Oboisten Kai Frömbgen und dem Cellisten Markus Mayers auch zwei Konzer Musiker zählen (der TV berichtete), Richard Strauss' Hornkonzert Nr. 2 in Es-Dur erklingen lassen. Den Solopart übernahm der 27-jährige Szabolcs Zempléno aus Ungarn. Das Konzert ist ein Paradestück für all jene Hornisten, die zeigen wollen, dass sie mehr als nur laut und virtuos spielen können. Elegant, lyrisch und expressiv sind wohl die besten Umschreibungen, wenn man schildern will, was Zempléno, getragen vom einem der besten Klangkörper Europas, seinem Publikum anzubieten hatte. Sogar Jonathan Nott und seine hochkarätigen Musiker stimmten immer wieder in den begeisterten Beifall des Publikums mit ein.

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