Verbotene Liebe anno 382

Ein historischer Roman, der im römischen Trier spielt: Beate Schaefers "Die schwarze Taube" führt den Leser in die Moselmetropole des Jahres 382.

Blutrünstige Gladiatoren, Intrigen im Kaiserpalast, Kriege gegen Aufständische in Germanien - wer im historischen Roman "Die schwarze Taube" ein Szenario wie bei der Trierer Touristenattraktion "Brot & Spiele" erwartet, der wird enttäuscht. Es gibt zwar Spiele - aber es sind die weit weniger "action"-reichen auf der Theater-Bühne. Im Mittelpunkt des Romans steht die Schauspielerin Marcia, schön, attraktiv und erfolgreich. Eigentlich ist sie die unumstrittene Diva am Theater, eine Art Star in Treveris, die zudem dank eines reichen Verehrers ein luxuriöses Leben führt. Gleich mehrere Ereignisse führen allerdings dazu, dass ihr Leben aus der Bahn gerät: Eine junge Konkurrentin stiehlt ihr auf der Bühne zunehmend die Schau, ihr Gönner stirbt - und vor allem: Marcia verliebt sich unsterblich. An sich kein Problem, doch ihr Auserwählter ist nicht zu haben. Es ist Britto, der Bischof der jungen Trierer Christengemeinde, der sich freiwillig zum Zölibat verpflichtet hat.

Wenn ein Bischof in Versuchung kommt



Damit ist der zentrale Konflikt benannt, den der Roman beschreibt: Die verbotene, weil unmögliche Liebe einer Schauspielerin zu einem durch und durch seinem Gott ergebenen Mann. Sie den alten Traditionen und Gottheiten verbunden und mit zunächst wenig Verständnis für ein ausschließlich gottgeweihtes Leben, er einem revolutionären Glauben verschrieben, der sich gegenüber den anderen Kulten durchsetzen muss. So wird Britto zur zweiten Hauptfigur des Romans - der selbstgewisse Christenmann, dessen ganzer Lebensentwurf plötzlich zu wanken beginnt, weil er zunächst der schönen Versuchung erliegt und sich dann im Kampf um das Seelenheil der Schauspielerin aufreibt. Der zentrale Spannungsbogen des Romans ist also ein psychologischer, was nicht unspannend ist, aber auch nicht so fesselnd, dass man das Buch tagelang nicht mehr aus der Hand legt. Hochinteressant ist dagegen die Beschreibung der konfliktreichen Entwicklung des Christentums, die die Autorin eben nicht nur als reine Erfolgsgeschichte erzählt. Spannend sind die detaillierten Einblicke, die Beate Schaefer in das Alltagsleben der römischen Stadt gibt, spannend sind ihre Blicke hinter die Theaterkulissen. All das macht "Die schwarze Taube" als historischen Roman lesenswert.

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