Verdienste auf unvertrautem Gebiet

TRIER. Als Musiker in der evangelischen Kirchengemeinde begann er praktisch am Nullpunkt. Als er in den Ruhestand ging, war die Musik in der Konstantin-Basilika zu Hause. Am 30. Mai wird Ekkehard Schneck 70 Jahre alt.

"Keiner kennt die Schuke-Orgel besser als er", sagte Kantor Martin Bambauer zu Beginn des Konzerts. Ekkehard Schneck hat mit der Orgel in der Trierer Konstantin-Basilika gelebt, hat ihre Eigenheiten und Begrenzungen erfahren, weiß um ihren Charakter. Drei Stücke aus Bachs großem Opus "Clavierübung III" spielt er rhythmisch geschärft, durchdacht und zeigt deutlich, worauf er setzt - nicht auf die weit ausholende Virtuosengeste, sondern auf die Musik selber. Aus ihr heraus entwickelt er seinen Stil. Und aus ihr heraus entfaltet er die strenge, sachbezogene Ausdruckskraft, die sein Musizieren so klar und ehrlich macht. Das blieb so im gesamten Konzert - drei Stücke von Louis Vierne, eine bemerkenswert dicht geschriebene Sonate von Alexandre Guilmant, die "Tanz-Toccata" von Anton Heiller und Max Regers Introduktion und Passacaglia d-Moll. Die Tasteninstrumente Klavier und Orgel sind Ekkehard Schnecks Heimat. In Hamburg, wo er aufwuchs, hat er sie gelernt, in Herford und Detmold weiter studiert. Er begann in Soest seine berufliche Laufbahn und kam 1966 nach Trier. Als Pionier. Ekkehard Schneck war der erste hauptberufliche Kirchenmusiker an der evangelischen Konstantin-Basilika. Und er fand ein Instrument vor, das 1962 gebaut wurde - mit gutem Willen und hoher handwerklicher Qualität, aber in den stilistischen Möglichkeiten begrenzt. Eine große Orgel für den mächtigen Raum wie das Ibach-Werk vor der Kriegszerstörung ist es nicht. Noch heute hängt Ekkehard Schneck dem Traum vom angemessenen Instrument nach. Und so entschied sich der 32-jährige Kantor für die Etablierung von zwei Chören: der Kantorei für die Gottesdienste, des überkonfessionellen Bach-Chors für die großen Oratorien. Beide fanden rasch ihren eigenen Platz im Trierer Musikleben. Was wäre ein Festgottesdienst ohne Chormusik? Und die Konzerte machten den Bach-Chor rasch bekannt - sogar über die Grenzen von Trier hinaus. Als vor einiger Zeit in Saarbrücken Beethovens "Neunte" aufgeführt wurde, griff man wie selbstverständlich auf Domchor und Bach-Chor aus Trier zurück. Die Bach-Passionen, die h-Moll-Messe, Mozart, aber auch ein so zeitnahes Stück wie Frank Martins "Golgotha" haben der Basilika ein neues Gesicht gegeben und dem Trierer Musikleben ebenfalls. So hat sich der Organist Ekkehard Schneck vor allem durch seine Chorarbeit Ansehen und Respekt erworben. Erfolg auf eher fremdem Terrain.Selbstbespiegelung ist seine Sache nicht

Fragt man Schneck nach Höhepunkten unter den Konzerten, so winkt er ab. Selbstbespiegelung ist nicht seine Sache. Er habe sich immer auf einem Weg befunden, und die Konzerte seien darin nur Stationen gewesen. Auch darum hat er andere, bedeutende Chöre eingeladen: den Stockholmer Rundfunkchor mit Eric Ericson, den Monteverdi-Chor Hamburg mit Jürgen Jürgens, den Rias-Kammerchor unter Uwe Gronostay, Windsbacher Knabenchor, Dresdener Kreuzchor und die Leipziger Thomaner. Und es hatte Symbolkraft, dass er in seinem eigenen Abschiedskonzert Schuberts "Unvollendete" dirigierte. Die Pensionierung war nicht nur Abschluss, sondern auch Neuanfang. Seither konzentriert er sich auf die Orgel, gibt auswärtige Konzerte, lernt Instrumente kennen und erweitert sein Repertoire. An seinem 70. Geburtstag, der genau auf den Pfingstsonntag fällt, wird er um 10 Uhr am Instrument der Basilika sitzen - in einem Festgottesdienst mit der wunderschönen Bach-Kantate "O ewiges Feuer" und Orgelwerken von Gaston Litaize und Marcel Dupré.

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