Verhängnisvoller Handel mit dem Teufel

Trier · Einen spannenden Stoff bringt das Kulturlabor Trier als Jugendtheaterproduktion auf die Bühne. Es ist der Thriller "Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen" nach dem bekannten Jugendbuch von James Krüss, das 1979 mit Thomas Ohrner als Weihnachts-Fernsehserie verfilmt wurde. Am 14. Dezember ist Premiere in der Tuchfabrik.

Trier. "Hier reizt das Mysterium, der Pakt mit dem Teufel - es gibt doch kaum eine bessere Story", erklärt Regisseur Alexander Ourth einen Hauptbeweggrund, Timm Thaler auf die Bühne zu bringen. Das Stück, dessen Romanvorlage von James Krüss (1962) in vielen Schulen Unterrichtslektüre ist, erzählt eine so märchenhafte wie abenteuerliche Geschichte. Der 13-jährige Waisenjunge Timm Thaler lebt mit Stiefmutter und -bruder in ärmlichen Verhältnissen. Einen Ausweg verspricht ihm der geheimnisvolle Baron Lefuet (rückwärts gelesen "Teufel"). Timm soll ihm sein Lachen schenken und dafür fortan jede Wette gewinnen können.
Bald merkt Timm, dass er sich auf einen furchtbaren Handel eingelassen hat und setzt alles daran, sein Lachen wiederzubekommen. "Bei dem Kampf des Jungen um seine Seele geht es ans Eingemachte, er ist hochspannend", sagt Ourth. Doch nicht nur das mache das Stück für die Zielgruppe, Schüler ab zehn Jahren und Erwachsene, so interessant. Es reflektiere aktuelle gesellschaftliche Themen, wobei es komplizierte Zusammenhänge anschaulich erkläre.
"Der Baron repräsentiert ein System, in dem selbst persönliche Beziehungen ökonomisiert werden. Das ist etwas, worauf wir zusteuern", meint Ourth, der sich ins Wissen um wirtschaftliche Zusammenhänge eingearbeitet hat. Seine Inszenierung spielt mit vielen Live-Video-Kameras auch auf die heute allgegenwärtige Überwachung und Datenerhebung an. "Mit solchen aktuellen Bezügen orientieren wir uns an James Krüss selbst, der sein Buch stets neu an brennende Zeitprobleme angepasst hat", erklärt der Regisseur.
Anders als die bekannte Filmfassung von 1979 bleibt die Bühnenversion nah am Roman. Ihre Umsetzung birgt viele Herausforderungen für das Team des Kulturlabors. Die vier Schauspieler Sebastian Gasper, Cyrus Rahbar, Elke Reiter und Stephan Vanecek müssen mehr als 30 Rollen spielen, in die sie oft von einer Sekunde auf die andere wechseln.
Auch sind viele unterschiedliche Spielorte und ineinander verwobene Zeit- und Raumebenen vorgegeben. Dem kommt Technik- und Computerfreak Alexander Ourth wieder mit elektronischen Mitteln bei. Wie schon in den Vorgängerproduktionen setzt er auf die innovative Ästhetik von Videoprojektionen, die nicht als Aufnahmen, sondern programmierte mathematische Berechnungen entstanden sind. Das Bühnenbild kann daher mit wenig Requisiten und schlichten Elementen auskommen und dennoch viel Illusion und Atmosphäre verbreiten. Ein "teuflischer" Musik-Soundtrack steigert die Spannung zusätzlich. ae
Öffentliche Premiere feiert Timm Thaler am Sonntag, 14. Dezember, 11 und 16 Uhr, im großen Saal der Tufa Trier. Weitere Termine: 21. Dezember, 18 Uhr, 26. und 27. Dezember, um 16 Uhr. Tickets gibt es im TV-Service-Center Trier, unter 0651/7199-996 und auf <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/tickets" class="more" text="www.volksfreund.de/tickets"%>. Die Schulvorstellungen ab 12. Dezember sind ausgebucht.Extra

Seit 2010 sorgt der Verein Kulturlabor in Trier dafür, dass die einst klaffende Lücke zwischen Kinder- und Erwachsenentheater mit hochwertigen Bühnenproduktionen für Jugendliche geschlossen wird. Er wählt seine Stücke so aus, dass sie auch Unterrichtslektüre oder -stoff ergänzen. Die Initiatoren, Kultur- und Theaterpädagogin Elke Reiter sowie Schauspieler und Regisseur Alexander Ourth, arbeiten mit erfahrenen Darstellern der freien Szene und einem besonderen Gestaltungskonzept. Jede Inszenierung wird von aufwendigen Videoeinspielungen oder grafischen Simulationen begleitet, die dem jungen Publikum einen Zugang auch zu sperrigen Stoffen ermöglichen sollen. Bisher standen etwa schon Effi Briest, Biedermann und die Brandstifter sowie Mio mein Mio auf dem Programm. ae

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