Verheiratete leben länger

Echternach · Ist die Ehe ein heute noch taugliches Lebensmodell? Comedian Bernd Stelter, der nächstes Jahr Silberhochzeit feiert, hat das bei einem Auftritt im Trifolion Echternach auf rundherum sympathische Weise bejaht. Sein Programm "Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte" fand mit lustigen und nachdenklich stimmenden Tönen großen Anklang bei den rund 300 Zuschauern.

 Als sympathischer Clown mit liebevoll-ironischem Blick auf Mitmenschliches präsentiert sich Bernd Stelter im Trifolion Echternach. TV-Foto: Anke Emmerling

Als sympathischer Clown mit liebevoll-ironischem Blick auf Mitmenschliches präsentiert sich Bernd Stelter im Trifolion Echternach. TV-Foto: Anke Emmerling

Echternach. Wenn man 24 Jahre gerne und mit derselben Frau verheiratet ist, aber beobachtet, dass zunehmend mehr Ehen es kaum noch über die Haltbarkeitszeit eines Magermilchjoghurts schaffen, dann kann man ins Grübeln kommen. Oder, wie Bernd Stelter, ein Bühnenprogramm schreiben, das Wesen und Wandel des (vertraglich besiegelten) Zusammenlebens auf den Zahn fühlt.
Klischees mit Augenzwinkern


Flott erzählt er darin von männlich-weiblichen Beziehungsmodellen seit der Zeit des Neandertalers. Charmant und augenzwinkernd serviert er gängige Mann-Frau-Klischees: "Männer sind wehleidiger als Frauen, ich zum Beispiel ziehe mich bei Erkältung zum Sterben aufs Sofa zurück ..." Das Publikum signalisiert mit herzhaftem Gelächter und viel Applaus, dass es sich darin wiederfindet.
Überhaupt scheint alles, was Stelter rund um Heirat und Eheleben an diesem Abend anspricht, mitten aus dem Leben gegriffen. Viel Spaß hat das Publikum, wenn er in Verkleidung verschiedene Blickwinkel einnimmt. Als Rapper gibt er sich total befremdet von der kirchlichen Hochzeits-Zeremonie in der "Glockendisco mit den seitlichen Umkleidekabinen".
Als alternder Studienrat, den eine Kollegin heiraten will, sucht er verzweifelt nach positiven Geschichten über Ehen in der Literatur, findet aber keine. Und als Standesbeamter hält er ein Plädoyer für die eingetragene Lebenspartnerschaft, schon damit sein Berufsstand erhalten bleibt. Oft schöpft Stelter mit Selbstironie aus persönlichen Erfahrungen. Manchmal schlägt er auch nachdenkliche Töne an, wie im bewegenden Lied über seine Eltern, die ihm mit ihrem Treueschwur bis zum Tod ein Vorbild waren. Er bekennt sich klar zur Ehe und ermutigt dazu, ihr durch bleibende Neugier am Partner und Spaß immer neue Würze zu verleihen. Aber er missioniert nicht. Das ist ebenso sympathisch wie der gesamte Auftritt des Künstlers.
Von Anfang an geht er offen und nett auf sein Publikum zu, pflegt den Dialog. Zweieinhalb Stunden gibt er mit pointierten Vorträgen, Rollenspielen und Liedern wirklich alles, damit sich die Zuschauer wohlfühlen und Spaß haben. Stets hält Stelter die Balance zwischen Klamauk, Komik, Satire und Tiefsinn.
Zum Schluss erfüllt er auch noch den Wunsch nach seinem Hit "Ich hab\' drei Haare auf der Brust", setzt sich an den Bühnenrand, um Zuschauerfragen zu beantworten und singt dann das Lied, das alles auf den Punkt bringt: "Ich bin ein Clown, will gar nichts andres sein, erzähl vom wahren Leben und auch vom schönen Schein, bin der, der Faxen macht, will, dass ihr lacht."

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