Verlorene Klänge

TRIER. Mit einem Orgelkonzert von Josef Still und Petar Entchev gingen die diesjährigen Orgeltage zu Ende. Musik aus dem Osten stand im Mittelpunkt der Veranstaltungen.

Das waren sie also, die internationalen Orgeltage im Trierer Dom, mit deren Verlauf Domorganist Josef Still zufrieden sein konnte. Zu allen Terminen fanden sich erfreulich viele Besucher ein. Das war bei der programmatischen Vorgabe, bei der Still die Aufmerksamkeit des Publikums in Richtung Osten lenkte, nicht unbedingt zu erwarten. Völlig zu Recht stellte Still im Programmheft fest, dass die Orgelmusik aus den Oststaaten Europas nur marginale Beachtung findet. Wie in jedem Jahr bestritt Still das Finalkonzert selbst, diesmal unter der Mitwirkung von Petar Entchev, dem Konzertmeister der Trierer Philharmoniker. Das Ostthema war hier mit Polen, Ungarn, Bulgarien, Tschechien und Russland reichhaltig vertreten. So erklangen von Ernst Köhler, im 19. Jahrhundert Organist an der Breslauer Elisabethkirche, die Variationen über die russische Volkshymne, Béla Bartóks "Sechs Bulgarische Tänze" aus seinem Mikrokosmos in der Bearbeitung von Still, Petr Ebens "Moto ostinato" und Sergej Prokofiews "Toccata" Op. 11, von Jean Guillou für die Orgel eingerichtet. Prinzipiell konnte dieses Konzert an den Erfolgen seiner Vorgänger nicht recht anschließen. Freilich waren die solistischen Orgelbeiträge überzeugend. Insbesondere Bartóks Tänze brachten interessante Einblicke in dieses eigentlich für Klavier verfasste Tongeflecht. Lediglich Prokofiews Toccata fehlte etwas die durchgreifende Wirkung, konnte ihre an ein Perpetuum mobile erinnernde Spannkraft nicht ganz entfalten. In den Duobesetzten Werken jedoch zeigte sich, dass der gewaltige Dom für diese Musik, zumindest wenn der Geiger in der luftigen Höhe des Schwalbennestes platziert ist, nicht geeignet ist. Entchevs Beiträge klangen wie aus einem anderen Raum, hatten kaum Präsenz. Karl Höllers durchaus interessante Fantasie aus dem Jahre 1949 verlor sich in den Weiten des Gewölbes. Johann Sebastian Bachs Sonate E-Dur, BWV 1016, im Original für Cembalo und Violine, wirkte mulmig, hatte nahezu keine Transparenz. Es ist wohl auch den akustischen Problemen der Bischofskirche zuzuschreiben, dass Entchev, der eigentlich als ein respektabler Kammermusiker bekannt ist, gelegentliche Probleme mit der Intonation nicht verbergen konnte. Bedauerlich. In einem anderen Raum hätte dieses Programm sicherlich eine beeindruckende Wirkung gehabt.

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