Verzückt von Verdi

Trier · Collegium Musicum gibt mit Verdis Requiem eindrucksvolles Zeugnis.

 Ein großes Ensemble für ein großartiges Konzert: Collegium Musicum und Verdis Requiem. Im Vordergrund die Solistinnen Silja Schindler (links) und Marion Eckstein. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Ein großes Ensemble für ein großartiges Konzert: Collegium Musicum und Verdis Requiem. Im Vordergrund die Solistinnen Silja Schindler (links) und Marion Eckstein. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Trier Über 900 Zuschauer drängen sich in der großen Halle der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin, um am Sonntagabend das Requiem von Giuseppe Verdi (1813-1901) zu hören. Fast 200 Mitwirkende aus der Trierer Studentenschaft, ergänzt durch veritable Profis, wie den ehemaligen Solisten des Trierer Theaters Svetislav Stojanovic und Chormitglied Tim Heisse sowie hochbegabte Laien, formen das Ensemble dieses monumentalen Ereignisses.
Der Argentinier Mariano Chiacchiarini ist der Musikdirektor der Universität Trier und Dirigent des Konzertes. Eine Herkules-Aufgabe, die der Maestro allerdings mit Bravour meistert: In jeder der rund 85 Minuten behält er das Heft in seiner Hand, dazu braucht er keine großen Gesten, er scheint transzendent mit jeder Stimme und jedem Instrument verbunden. Sobald etwas an den Rändern zu zerfasern droht, greift er beherzt ein.
Verdis Werk von 1874 ist sicher kein klassisches, sakrales Totengedenken, eher eine mit allem Verdiesken Bombast zu zelebrierende Oper des berühmten italienischen Meisters mit deutlichen Anklängen an einige seiner anderen Werke. Da rumort und grollt es, flüstert und summt, ein Hochgenuss. Der große Chor glänzt in seiner Diversität, die einzelnen Stimmlagen funktionieren sowohl einzeln, aber auch im harmonischen Ganzen. Dabei gelingen die feinen, leisen Töne genauso sicher wie die kraftvollen, hochdramatischen Passagen. Hier spürt man das beglückende Ergebnis monatelanger Probenarbeit. Dem steht das Orchester in nichts nach. Markant marschieren die Bläser voran, kultiviert die Streicher, ausdrucksstark und akzentuiert das ganze Ensemble. Sie alle sind mit Leib und Seele dabei, gerade dadurch transportieren sie die großen Gefühle, ohne auch nur in die Nähe des Kitsches zu geraten. Riesige Herausforderungen stellt das Requiem auch an die vier Solisten. Silja Schindlers Sopran strahlt und funkelt, selbst bei der abschließenden langen Solopartie im "Libera me" kommt das Mitglied des Opernchores des Trierer Theaters nicht unter die Räder des starken Chores und behauptet sich vorzüglich. Marion Ecksteins Qualitäten zu loben heißt, die sprichwörtlichen Eulen nach Athen zu tragen: Ihre Ausdrucksstärke, ihr Stimmvolumen und die wunderbaren Farben, die sie mit ihrer Stimme erzeugt, suchen ihresgleichen. Beide Sängerinnen haben in den letzten Jahren eine höchst erfreuliche Entwicklung gezeigt. Christian Sist, ehemaliger Solist des Theaters Trier, ist ein profunder Bass, dessen Stimm e mit Kraft und Artikulation auch noch in der letzten Reihe des Kirchenschiffes ankommt. Tenor Philip Farmand gelingt vor allem das Offertorio sehr fein und finessenreich, in manchen Passagen fehlt ihm jedoch die nötige Durchschlagskraft. Insgesamt wird der Abend zum hochverdienten Erfolg, das verzückte Publikum erhebt sich und spendet minutenlang starken Applaus.

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