Viel Vorschusslorbeeren

TRIER. Eine Show, die Maßstäbe setzt, hatte es werden sollen – mit internationalen Stars und weltbekannten Melodien: "Die Nacht der Musicals". Leider blieb sie dennoch etwas hinter den hoch geschraubten Erwartungen zurück.

"Bühne frei für die erfolgreichste Musical-Gala aller Zeiten!" - schon die erste Zeile im Innenteil des Hochglanz-Programmheftes, das jeder Besitzer einer Eintrittskarte für die "Nacht der Musicals" in Händen hielt, verhieß Großes. Da war die Rede von einer "aufwändigen, bezaubernden Show", die in der Branche Maßstäbe setze, und von internationalen Starsolisten und einem "Bühnenfeuerwerk aus schwungvoller Tanzakrobatik und weltbekannten Melodien". Wer sich bis dahin immer noch nicht "sicher" war, was ihn oder sie während zwei Stunden erwarten sollte, dem half der Verfasser des Textes auf die Sprünge: "Ein unvergesslicher Abend." Die Versprechungen waren offenkundig groß. Nicht nur jene, die bereits in den Genuss der Original-Inszenierungen von Musicals wie "Cats", "Evita" oder "Tanz der Vampire" gekommen sind, dürften schon zu Beginn der Vorstellung in Trier ein wenig skeptisch in Richtung Bühne geblickt haben. Abgesehen von zwei weißen, hin und wieder in farbiges Licht getauchten Leinwänden, einer Batterie Scheinwerfer und mehreren Lautsprechern links und rechts am Bühnenrand herrschte dort gähnende Leere. Zumindest das Bühnenbild war kaum dazu geeignet, Maßstäbe zu setzen. Sollten es die Akteure tun? "Romeo" und "Julia" aus dem gleichnamigen Musical traten ins Rampenlicht. Es folgten Ausschnitte aus "Phantom der Oper", "Mozart" und zwölf weiteren Bühnenwerken. Dazwischen gab es den Frank Sinatra-Titel "New York, New York" und eine "Riverdance"-Showeinlage. Mit Antoanella Prisecariu, Manuela Costa, Robert Chionis und Steven Scheschareg waren laut Veranstalter Fachleute aus der internationalen Musical- und Showbranche angetreten, um den rund 1000 Zuhörern in der fast ausverkauften Europahalle ihr Können unter Beweis zu stellen. Eine sechsköpfige Tanzformation unterstützte die vier Sänger, während die Musik vom "Band" kam. Verhaltener Applaus und nur sporadisch zu hörende Jubelrufe - es dauerte eine ganze Weile, bis sich ein gewisses Maß an Begeisterung im Zuschauerraum einstellte. Lag es etwa daran, dass es die Gesangsdarbietungen zumindest anfangs nur selten vermochten, Emotionen bei "denen da unten" zu wecken, oder waren die Kostüme - wie einige Zuhörer nach der zweistündigen Vorstellung meinten - weniger "traumhaft" als im Programmheft angekündigt? Immerhin schaffte es die insgesamt zehnköpfige Musical-Truppe, ihr Publikum zum "Mitmachen" zu animieren. Maßgeblich dazu beigetragen haben dürften Stimmungsgaranten wie der Queen-Hit "We will rock you" und einige Songs aus dem Abba-Musical "Mamma Mia". Am Ende spendete das Publikum den Showstars sogar stehend Applaus. Dennoch: Gemessen an den großen Versprechungen ist mancher Musicalfreund nicht wunschlos glücklich nach Hause gegangen.

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